Erik Lehmann hat das Wort: Und gute Nacht!

Erik Lehmann hat das Wort: Und gute Nacht!

Als politischer Satiriker hängt man ja gern den großen Menschheitsthemen nach und legt aufgrund kritischer Haltung gegenüber so mancherlei gehyptem Firlefanz eine großväterlich-kopfschüttelnde Attitüde an den Tag, macht seine Witzchen und gut. Doch eines vorweg: Noch nie war mir so bange wie nach der Recherche zum Thema Künstliche Intelligenz. Nüchtern betrachtet ist KI ein alter Hut: Frankenstein, Metropolis, diverse Spielberg-Filme. Kulturell wissen wir, worum es geht. Wenn man positiv gestimmt an die Sache geht, kann man sagen: Vielleicht wird irgendwann eine klug programmierte, selbstlernende KI tatsächlich die großen Probleme unserer Zeit innerhalb von Minuten lösen, für die wir Menschen ohne sie Jahre gebraucht hätten: gerechte Friedensverträge, wirksame Energiekonzepte, ein dem Globus zuträgliches Klima.

Doch die sich häufenden Expertenwarnungen bezüglich der jüngsten KI-Entwicklungen, stellen die Ängste vor Viren, Wetter und Atomkrieg locker in den Schatten. Verlautbarungen wie „Ultimativer Kontrollverlust!“, „Ein Rezept für Katastrophen!“ oder „Ernste Risiken für die Menschheit!“ sind da noch die harmlosen Reaktionen. Es geht auch härter: „Wir können uns kein Tschernobyl für KI leisten“ (Stuart J. Russell, KI-Forscher), „Die Technologie entwickelt sich schnell. Lässt mich das nachts nicht schlafen? Absolut!“ (Google-Chef Sundar Pichai) oder „Das kann zur Zerstörung der menschlichen Rasse führen“ (Ian Hogarth, Investor bei dutzenden KI-Startups).

Mächtige Tech-Konzerne stecken mitten in einem Wettrüsten um die Vorherrschaft an der KI-Front, getragen von einem massiven Kapitaleinsatz (acht der führenden KI-Firmen haben seit Jahresbeginn mehr als 20 Milliarden US-Dollar eingesammelt) und exponentiell wachsender Rechenleistung. Letztere hat in den vergangenen zehn Jahren eine Erhöhung um den Faktor 100 Millionen gebracht. Komisch, dass mein Rechner davon nichts mitbekommt: Der wird immer langsamer.

Statt mit einzelnen Datenbanken werden Algorithmen mittlerweile mit dem gesamten Internet gefüttert. Und im Internet geht‘s ganz oft um uns – die Menschheit. Warum sollten sich selbstdenkende, KI-basierte Systeme nicht irgendwann die Frage stellen, ob unser Planet wirklich acht Milliarden Menschen aushalten muss. Generative KI ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass selbst ihre Entwickler sie nicht mehr verstehen oder wirksam kontrollieren können. Und was haben wir seinerzeit über den Terminator und sein „Hasta la vista, Baby!“ gelacht. Und plötzlich wird es ernst.

Der Investor Warren Buffett vergleicht die rasante KI-Evolution mit der Entwicklung der Atombombe. Apple-Mitgründer Steve Wozniak, Tech-Milliardär Elon Musk, Google-Chef Sundar Pichai und zahlreiche Pioniere der KI-Entwicklung forderten bereits eine Pause in der Weiterführung der KI-Technologie. Sie drängten in einem offenen Brief auf Sicherheitsstandards, um unkontrollierbare Schäden abzuwenden und kommen zu dem Schluss, dass KI-Systeme mit übermenschlicher Intelligenz große Risiken für Gesellschaft und Menschheit bergen.

Als Satiriker muss ich da natürlich kurz einhaken. Laut aktueller IGLU-Studie kann jeder vierte Viertklässler nicht richtig lesen. Sprich: Jede auf einem Commodore in den Achtzigern programmierte Software würde einer Vielzahl heutiger Grundschüler schon Konkurrenz machen können. Aber sei‘s drum.

Der 75-jährige Geoffrey Hinton, ein Pionier der KI-Forschung und bis vor Kurzem für Google tätig, warnt nun auch vor KI: Ein Teil von ihm bedauere sein Lebenswerk. Er tröste sich aber mit dem Gedanken: „Wenn ich es nicht getan hätte, hätte es jemand anderes gemacht.“ Na klar! Und Eltern haften für ihre Kinder!

Saskia Esken von der SPD verlangt nun Wasserzeichen, um Falschmeldungen von echten Fakten zu unterscheiden. Toll! Ich hätte noch das Siegelwachs auf dem geschlossenen Briefumschlag im Angebot, um böse Buben aufzuhalten. Nur mal zur Einordnung: 73 Prozent der selbstlernenden KI-Modelle werden in den USA entwickelt, 15 Prozent in China und zwölf Prozent im Rest der Welt. Ob sich Frau Esken bewusst ist, zu welcher Gruppe sie, die SPD und Deutschland gehören? Eben! Ich schätze mal, das Wasserzeichen wird sich nicht durchsetzen.

Übrigens: Für KI-Anwendungen sind riesige Serverparks notwendig, die enorme Mengen an Strom verbrauchen. So soll der Betrieb von ChatGPT täglich Kosten von über 700.000 Dollar verursachen. Mein Vorschlag: Stecker ziehen! Und zum Schluss noch ein Zitat aus dem Film Terminator: „Kommen Sie mit mir, wenn Sie leben wollen!“ Na, dann!

Mit seinen verschiedenen Kabarettprogrammen reist der Dresdner Kabarettist Erik Lehmann quer durch Deutschland und hat auch schon diverse Preise gewonnen. Unter dem Pseudonym Uwe Wallisch vertreibt der passionierte Hobbyimker zudem seinen eigenen Honig. Auf der Website www.knabarett.de ist Lehmann jederzeit käuflich und bestellbar. Honig gibt es auf uwes-landhonig.de.