Innovationsdruck auf Führungskräfte wächst
In deutschen Unternehmen geraten Führungskräfte immer häufiger in eine belastende Sandwichposition, wenn es darum geht, die Innovationsfähigkeit ihrer Unternehmen zu sichern.
Einerseits wächst der Druck durch internationale Wettbewerber, andererseits werden die Handlungsspielräume bei der Entwicklung neuer Produkte immer kleiner. Dies zeigt eine Befragung von 300 Führungskräften durch die Bertelsmann Stiftung und den Führungskräfteverband ULA.
85 Prozent der Manager fühlen sich von gesetzlichen Regelungen und lange dauernde Genehmigungsverfahren ausgebremst. Drei Viertel meinen, dass eine „einseitige Meinungsmache“ in Medien und Bürgerbegehren die Entwicklung von innovativen Produkten behindern. Für ein Drittel hat sich das lnnovationsklima in Deutschland deutlich verschlechtert. Allerdings weisen die Befragungsergebnisse auch darauf hin, dass Firmen ihre Innovationskraft durch hausgemachte Probleme selbst schmälern.
So werden Produkte und Dienstleistungen häufig an den Kunden vorbei entwickelt. 82 Prozent der Führungskräfte plädieren dafür, stärker auf die Kunden zu hören und sie frühzeitig in die Entwicklung einzubeziehen. Nach Meinung von jedem zweiten Befragten scheitern Innovationen zudem oft an innerbetrieblichen Hürden, kurzfristigem Renditedenken oder zu wenig Geld für die Entwicklung. 60 Prozent kritisieren zudem, dass sich ihr Unternehmen lieber auf angestammten Märkten bewege und dabei eher auf Verbesserungen in kleinen Schritten setze, anstatt einen großen Sprung nach vorn zu wagen.
Obwohl die Führungskräfte ihr eigenes Unternehmen für innovativ halten und angeben, dass es grundsätzlich an den Ideen und Vorschlägen der Mitarbeiter interessiert ist, haben es kreative Querdenker mit unkonventionellen Vorschlägen nach Ansicht von zwei Dritteln der Befragten in den Firmen schwer. Ein Drittel der Manager ist selbst schon wiederholt mit innovativen Vorschlägen beim Topmanagement gegen die Wand gelaufen und hält sich nunmehr zurück. Jeder Fünfte hat sogar daran gedacht, das Unternehmen zu verlassen.
Dazu Martin Spilker, Leiter des Kompetenzzentrums Unternehmenskultur: „Die Befragungsergebnisse sollten jene Entscheider hellhörig machen, die in einem turbulenten Marktumfeld agieren und deswegen auch auf ungewohnte Ideen aus der Belegschaft angewiesen sind. Ansonsten riskieren sie, im internationalen Wettbewerb nicht mehr in der ersten Liga zu spielen.“
ULA-Hauptgeschäftsführer Ludger Ramme ergänzt: „Auch die Politik kann aus Sicht der Führungskräfte mehr für ein gutes Innovationsklima tun. Wir erwarten von der großen Koalition mehr Investitionen, mehr Unterstützung von Forschung, auch im Steuerrecht, und eine wirksame Begrenzung der in den letzten Jahren rasant gestiegenen Energiepreise.“ Dies würde vor allem den Industrieunternehmen Rückenwind verschaffen und dazu beitragen, dass die deutsche Wirtschaft insgesamt auf Erfolgskurs bleibt.
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