Sozial- und Studiensituation studentischer Mitglieder
Seit 2009 führt der VAA in regelmäßigen Abständen eine Umfrage zur Sozial- und Studiensituation seiner studentischen Mitglieder durch. Sie liefert präzise Aussagen insbesondere für die chemisch-technischen Fachrichtungen. Wegen der Coronapandemie betrug der Abstand zwischen der Umfragerunde 2014 und der aktuellen Umfrage acht Jahre. Ende 2022 hat der VAA seine rund 3.000 studentischen Mitglieder zum dritten Mal zu Themen wie Studienbedingungen, Promotion, Finanzen, Wohnsituation, Auslandsaufenthalt und Motivation für die Wahl der Fächer befragt. Die Umfrageergebnisse bestätigen: Die meisten haben sich aus Wissensdurst und fachlichem Interesse für ein Chemiestudium entschieden – und wollen es immer noch mit dem Doktortitel beenden. Gegenüber den vorherigen Umfragerunden ist jedoch ein abnehmender Trend beim Wunsch zu verzeichnen, ein Promotionsstudium zu beginnen. Dagegen ist die Zahl derjenigen gestiegen, die sich durch ein Studium bessere Chancen für Karriere und Gehalt versprechen. Im Spezialfeature des VAA Magazins August 2023 sind die Umfrageergebnisse ausgewertet worden.
Breite Datenbasis und gute Gesamtnoten
Für die allgemeinen Studienbedingungen an ihren Hochschulen vergaben die rund 400 Befragten – neun von zehn sind Doppelmitglieder im VAA und in der GDCh – im Durchschnitt die Schulnote 2,7. Bei der ersten Umfrage im Jahr 2009 lag dieser Wert bei 2,8 – 2014 dagegen bei 2,5. Mit der Schulnote 2,3 am besten bewertet wird das Angebot der Bibliotheken an den Hochschulstandorten. Dahinter folgen gleichauf mit der Note 2,5 das Angebot der Studienberatungen sowie das Angebot von Vorlesungen, Seminaren und Praktika.
Mehr Geld für Forschung und Lehre nötig
Viele studentische und in der Promotion befindliche VAA-Mitglieder wünschen sich trotz der insgesamt relativ guten Noten für die Studienbedingungen mehr Geld für Forschung und Lehre sowie für die Ausstattung der Labore. Mit der Note 3,4 schneiden die Ausstattung und die Finanzierung der Promotionsstellen am schlechtesten in der VAA-Umfrage zum Studium ab. Die häufigsten Änderungswünsche sind eine bessere Bezahlung, langfristigere Arbeitsverträge und eine gerechtere Aufteilung zwischen Lehre und Forschung für Promotionsstellen, gefolgt von mehr und besseren digitalen Lehrangeboten.
Chemie dominiert, Karrieretrumpf sticht
Zum allergrößten Teil studieren die studentischen VAA-Mitglieder Chemie (79 Prozent) oder eng verwandte Fächer wie Lebensmittelchemie (fünf Prozent), Biochemie (vier Prozent) und Wirtschaftschemie (ein Prozent). Ein kleiner Anteil strebt einen Abschluss im Ingenieurwesen an (zwei Prozent). Neun Prozent verteilen sich auf andere Fächer. Bei der Wahl ihres Studienfaches hat für 82 Prozent der Befragten vor allem die Erwartung interessanter Aufgabenstellungen eine Rolle gespielt – ein Anstieg von sechs Prozentpunkten gegenüber 2014. An Bedeutung ebenfalls stark gewonnen haben im Vergleich zur letzten Umfrage die Karrierechancen und die Gehaltsperspektiven als Gründe für die Fächerwahl: Sie sind jeweils 64 Prozent beziehungsweise 62 Prozent der Befragten wichtig, was einem Anstieg von zehn Prozentpunkten entspricht.
Trend zur Promotion nimmt langsam ab
Fürs Berufsleben lernen die Studentinnen und Studenten im VAA nach wie vor viel in der Promotion: 52 Prozent der Befragten streben eine Promotion an, 30 Prozent einen Master- und 15 Prozent einen Bachelorabschluss. Die Anteile von Bachelor und Master sind um rund fünf Prozentpunkte gestiegen – zulasten des „Doktors“. „Das Denken in der Industrie ändert sich“, bestätigt Dr. Monika Brink, die als VAA-Vorstandsmitglied die VAA-Kommission Hochschularbeit betreut. „Eine Promotion wird nicht immer als zwingend vorausgesetzt. Ein Master als Einstieg wird immer häufiger akzeptiert, selbst beim Bachelor setzt langsam ein Umdenken in den Unternehmen ein.“
Auslandspraktika hoch im Kurs
40 Prozent der studentischen VAA-Mitglieder haben einen Auslandsaufenthalt geplant oder bereits absolviert. Damit ist die Zahl der Auslandsaufenthalte im Vergleich zur letzten Umfrage aus dem Jahr 2014 um drei Prozentpunkte gesunken. Die Aufenthalte dauern im Mittel sechs Monat und werden vor allem für Praktika, Fachsemester sowie Forschungsprojekte während der Promotion genutzt. Dabei ist der Anteil der Praktika gegenüber der letzten Umfragerunde von 26 auf 41 Prozent gestiegen. Zu den beliebtesten Gastländern für ein Auslandssemester zählen laut VAA-Umfrage die USA (20 Prozent), Schweden (13 Prozent), das Vereinigte Königreich (elf Prozent), Spanien (neun Prozent) und Frankreich (sieben Prozent).
Entspannung bei Finanzen und Wohnraum
Insgesamt beurteilt rund die Hälfte der Befragten studentischen VAA-Mitglieder die eigene finanzielle Situation als „sehr entspannt“ oder „entspannt“. Weniger als ein Fünftel bewertet die Finanzlage als „eher problematisch“ oder „sehr problematisch“. „Bei der Studienfinanzierung überrascht der hohe Anteil der Eltern- und Verwandtenfinanzierung ein wenig“, ordnet Dr. Monika Brink für die VAA-Kommission Hochschularbeit die Ergebnisse ein. „Der BAföG-Anteil ist dagegen extrem gering – sogar bei Stipendien haben wir einen Anteil von über einem Fünftel.“ Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Wohnsituation: Auch hier beurteilen lediglich 17 Prozent der Befragten die eigene Lage als „mangelhaft“ oder „ungenügend“. Die Wohnsituation bei Studierenden insgesamt in Deutschland sei oft nicht sehr herausragend, findet Brink. „Doch bei uns beurteilen 73 Prozent der Befragten die Situation von befriedigend über gut bis sehr gut.“ 44 Prozent geben sogar die Noten „sehr gut“ oder „gut“ ab. 2022 hat sich die Wohnsituation gegenüber 2014 sogar verbessert.
Nächste Umfragerunde im Jahr 2027
Im Dezember 2022 lief die dritte Runde der VAA-Umfrage zum Studium – die Ergebnisse sind im August 2023 im VAA Magazin veröffentlicht worden. Nach der Coronapause soll der fünfjährige Turnus der Umfrage wieder aufgenommen werden. Der voraussichtliche nächste Durchführungstermin ist der Herbst 2027.
- Ergebnisse der VAA-Studierendenumfrage 2023335 KBDownload PDF