Neuer Rekord bei Aluminium-Fluoreszenz
Chemiker der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben eine fluoreszierende Aluminiumverbindung mit der höchsten bisher bekannten Quantenausbeute entdeckt. Für nahezu jedes Lichtteilchen, das darauf einstrahlt, wird eines von der Substanz abgestrahlt. Davon könnten Anwendungen beispielsweise in der LED-Technik profitieren. Eigentlich wollte das Jenaer Forschungsteam Katalyse betreiben, berichtet der Juniorprofessor für Anorganische Chemie der Katalyse Robert Kretschmer. Dann sei den Wissenschaftlern aber sehr schnell aufgefallen, dass die Verbindung äußerst stark fluoresziert. „Also sind wir dem nachgegangen und haben diese einzigartige Eigenschaft nachgewiesen.“ In der Substanz sind zwei Aluminiumionen in einem organischen Molekül gebunden. Die Herstellung sei recht simpel und könne Kretschmer zufolge in größeren Mengen im Labor geschehen. Als nächstes will das Team die Verbindung genauer erforschen, die Aluminiumionen durch andere Metalle ersetzen und auch den organischen Liganden variieren. Erschienen ist die Studie in der Fachzeitschrift Angewandte Chemie.
Betriebsrat und Tarifbindung steigern Resilienz
In tarifgebundenen und von Betriebsräten mitbestimmten Betrieben sind die Einkommen, die Gesundheit und die Zukunftsperspektiven von Beschäftigten besser geschützt als in Betrieben ohne Betriebsrat und Tarifvertrag. Das hat eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung für den Zeitraum der Coronakrise ergeben. Der WSI-Analyse zufolge sind Betriebsräte und Tarifbindung außerdem geeignet, Arbeitnehmerängste um die Sicherheit der Arbeitsplätze zu dämpfen.
Nanosieb für Moleküle: Alternative zu Graphen
Lange hat die Wissenschaft versucht, das aus Kohlenstoff bestehende Graphen als eine Art Nanosieb zu nutzen. Dies ist bislang nicht gelungen, weil das „Wundermaterial“ keine Poren hat. Kürzlich hat ein Team der Ruhr-Universität Bochum, der Universität Bielefeld und der Yale University jedoch zweidimensionales Siliziumdioxid hergestellt – und damit ein Alternativmaterial gefunden, das die Löcher von allein mitbringt. Die natürlichen, nahezu gleich großen Poren können wie ein Sieb für Moleküle und Ionen genutzt werden, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal Nano Letters. Die Produktion des bereits seit 2010 bekannten 2-D-Siliziumdioxids war jedoch bisher sehr teuer und nur in einem kleinen Maßstab möglich. Das Forschungsteam aus Bochum, Bielefeld und Yale hat mithilfe seiner Expertise in Materialchemie, Chemischem Engineering und Chemischer Physik gemeinsam einen effizienteren Herstellungsprozess erarbeitet.
DIW fordert Reform bei Ehegattensplitting
In einer Studie erklärt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, dass die geplante Abschaffung der Steuerklassenkombination III und V eine Reform des Ehegattensplittings nicht ersetzen könne.
Mit KI zur MOF-Synthese
Wer Maschinelles Lernen nutzt, kann die Entwicklung neuartiger Materialien deutlich beschleunigen und deren Eigenschaften verbessern. Mithilfe Künstlicher Intelligenz hat ein Forschungsteam am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Synthesestrategien für bisher unbekannte metallorganische Gerüstverbindungen (MOF) ermittelt. Diese hochporösen kristallinen Materialien lassen sich für verschiedenste Anwendungen wie Stofftrennung, Gasspeicherung, Katalyse und Sensorik maßschneidern. In der Zeitschrift Angewandte Chemie berichten die Grenzflächenwissenschaftler, wie die Synthesebedingungen eines MOF direkt anhand der Kristallstruktur vorhergesagt werden können. Möglich werde dies dank der weltweit ersten MOF-Synthesedatenbank, für deren Erstellung aus der Fachliteratur die benötigten Parameter durch Algorithmen zur Verarbeitung natürlicher Sprache extrahiert wurden. Die auf der Datenbank basierenden trainierten und optimierten Algorithmen haben den Forschern zufolge schon in der Anfangsphase die Vorhersageleistung menschlicher Experten übertroffen.
Hausarbeit und Betreuung mindern Erwerbsbeteiligung
In Deutschland sind Sorgearbeit und Erwerbsbeteiligung zwischen Frauen und Männern immer noch sehr ungleich verteilt: In rund 75 Prozent der Paarhaushalte übernehmen Männer weniger als die Hälfte der Sorgearbeit, womit Hausarbeit und Betreuungsaufgaben gemeint sind. Dies ist eines der Kernergebnisse einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die sich auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) seit 2001 stützt. Leisten Männer dagegen mehr Sorgearbeit, steige die Erwerbsbeteiligung von Frauen. Der Arbeitsumfang der Frauen nehme sogar viermal so viel zu, wie er bei Männern abnehme. Im Schnitt schränke Hausarbeit die Erwerbsbeteiligung stärker ein als Betreuungsaufgaben, so das DIW. Zur Förderung einer egalitäreren Aufteilung empfehlen die Wirtschaftsforscher den weiteren Ausbau der Ganztagsbetreuung, eine Reform des Elterngeldes und die Subventionierung haushaltsnaher Dienstleistungen.
Covestro: Gürtler neu im Aufsichtsrat
Im Februar 2022 sind bei der Covestro AG die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat nach dem Mitbestimmungsgesetz 1976 gewählt worden. Angetreten ist auch der 2. Vorsitzende des VAA Dr. Christoph Gürtler, der erstmals den Sitz des Vertreters der leitenden Angestellten gewinnen konnte. Der Chemiker ist bei der Covestro Deutschland AG als Leiter Neue Katalytische Verfahren tätig und außerdem Mitglied des Sprecherausschusses des Unternehmens.
Hochschulveranstaltung mit JCF München
Gibt es schon im Bachelorstudium bezahlte Praktika in der Industrie? Haben Bachelor- und Masterabsolventen unterschiedliche Berufsperspektiven? Geben die Abschlussnote und die Dauer der Studienzeit möglicherweise den entscheidenden Ausschlag bei der Bewerbung? Informationen dazu haben Experten des VAA und der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) am 7. Februar 2022 auf der digitalen Hochschulveranstaltung des JungChemikerForums (JCF) der LMU München gegeben. Gemeinsam mit dem JCF und der VAA-Geschäftsstelle hat Dr. Carsten Gaebert von der VAA-Werksgruppe Wacker München die Veranstaltung organisiert. Der Vorsitzende der VAA-Landesgruppe Bayern hat zusammen mit weiteren Führungskräften aus der regionalen Chemie- und Pharmabranche zahlreiche Fragen der 65 zugeschalteten Studentinnen und Studenten beantwortet. Auf der zweistündigen Veranstaltung sei Gaebert zufolge deutlich geworden, dass für die junge Akademikergeneration das Thema Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle spiele. Die anwesenden VAA-Mitglieder aus der Branche haben dabei herausgestellt, dass gerade in der Chemie intensiv an erneuerbaren Energien und an Recyclingtechnologien geforscht werde.
Genom der Kartoffel vollständig entschlüsselt
Wer die vollständige DNA-Sequenz der Kartoffel versteht, kann die Pflanzenzüchtung erheblich erleichtern. Das Problem: Anstatt wie bei Menschen je eine Kopie jedes Chromosoms der Eltern zu erben, erbt die Kartoffel gleich zwei Kopien jedes Chromosoms von jedem Elternteil, sodass sie vier Kopien von jedem Chromosom besitzt – und damit auch vier Kopien jedes Gens, was die gezielte Erzeugung neuer Sorten mit individuellen Eigenschaften erschwert. Genetiker der LMU München konnten nun mit einem einfachen Trick diese Hürde überwinden und das erste vollständige Genom der Kartoffel zusammensetzen, indem sie die DNA nicht wie üblich aus dem Blattgewebe entnahmen, sondern die Genome einzelner Pollenzellen analysierten. Im Gegensatz zu anderen Zellen enthält jede Pollenzelle nur zwei Kopien jedes Chromosoms und kann so die Rekonstruktion des Genoms erleichtern. Erschienen ist die Studie im Fachblatt Nature Genetics.
VAA beim JCF-Karrieretag
Nicht immer ist Absolventen und Berufseinsteigern klar, dass sich die Jobanforderungen in der Großindustrie im Vergleich zum Arbeitsalltag bei kleineren und mittleren Chemie- und Pharmaunternehmen zuweilen deutlich unterscheiden. Unter anderem dazu hat VAA-Jurist Christian Lange Mitte Februar 2022 auf dem JCF-Karrieretag in Freiburg vorgetragen. Im Großen Hörsaal der Chemiefakultät der Universität Freiburg waren 40 Studenten und Doktoranden zu Gast. „Außerdem ging es um Einstiegsmöglichkeiten im Bereich Forschung und Entwicklung sowie weitere typische Positionen für Berufseinsteiger“, berichtet Lange. Für das Team der VAA-Hochschularbeit war die vom JungChemikerForum (JCF) der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) organisierte Veranstaltung die erste Präsenzveranstaltung an einer Hochschule seit Beginn der Coronapandemie.
Personalia aus der Chemie: Führungsteam bei Bayer Crop Science verändert
Im Führungsteam der Bayer-Division Crop Science gibt es Veränderungen, berichtet das Branchenmagazin CHEManager: Kelly Gast (im Bild) hat zum 1. April 2022 die Position des Finanzvorstands von Michael A. Schulz übernommen. Der seit über zehn Jahren in der Funktion tätige Schulz hat beschlossen, das Unternehmen nach 16 Jahren aus persönlichen Gründen zu verlassen. Die US-Amerikanerin Gast ist aktuell Finanzvorstand der Organisation von Bayer in den USA. Darüber hinaus hat Sara Boettiger, Leiterin Global Sustainability & Public Affairs bei Crop Science, den Wunsch geäußert, Bayer zu verlassen. Sie hat in ihrer Rolle signifikant dazu beigetragen, die Nachhaltigkeitsagenda der Division Crop Science voranzubringen. Bayer nutzt diese Veränderungen, um das Thema Nachhaltigkeit noch stärker im Zentrum seines Crop-Science-Geschäfts zu verankern. Daher wurden die Teams für Nachhaltigkeit und Public Affairs zum 1. März 2022 mit dem Strategieteam zusammengelegt. Die Führung des Teams hat der Leiter Strategy & Sustainability Frank Terhorst übernommen, um die Integration der Geschäfts- und der Nachhaltigkeitsstrategie noch schneller zu erreichen.
Befindlichkeit: VAA-Umfrage startet
Ab dem 25. April läuft die VAA-Befindlichkeitsumfrage 2022. Bis zum 20. Mai haben VAA-Mitglieder aus 23 Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie dann erneut Gelegenheit, ihre Befindlichkeit am Arbeitsplatz zu bewerten. Auf Basis der Antworten wird ein Ranking erstellt, das zunächst den Werksgruppenvorsitzenden der teilnehmenden Unternehmen zur Verfügung gestellt und im Anschluss durch den VAA veröffentlicht wird. Für die Aussagekraft der Umfrage ist eine möglichst hohe Teilnehmerzahl wichtig. Der Verband bittet deshalb alle angeschriebenen Mitglieder um ihre Teilnahme.
Moleküle aus Seltenen Erden als Schnittstelle für Qubits
Ein Team des Karlsruher Instituts für Technologie, der Uni Straßburg, der Chimie ParisTech und der CNRS hat im Journal Nature ein neues Material zur Verarbeitung von Quanteninformation mit Licht vorgestellt: Mit dem zu den Seltenen Erden gehörenden kernspinhaltigen Europiummolekül lässt sich eine effektive Photon-Spin-Schnittstelle verwirklichen.
Neues aus den Werksgruppen: Leverkusen und Dormagen sortieren sich neu
In Leverkusen und Dormagen haben sich die VAA-Mitglieder neu aufgestellt: Die Mitglieder aus Unternehmen des Bayer-Konzerns bilden nun gemeinsam mit den Kollegen aus Dormagen die Werksgruppe Bayer Nordrhein. Neu aus den ehemaligen Werksgruppen Leverkusen und Dormagen sind außerdem die Werksgruppe Covestro und die Werksgruppe Elanco Animal Health hervorgegangen. Covestro ist eine standortübergreifende Unternehmenswerksgruppe, die neben VAA-Mitgliedern aus Leverkusen und Dormagen auch die Standorte Uerdingen und Brunsbüttel umfasst. In der Werksgruppe Wacker München ist ein neuer Vorstand gewählt worden: Zum Gremium gehören Dr. Silke Dlugai-Esser, Dr. Carsten Bornhövd und Dr. Carsten Gaebert. Bornhövd ist neuer Vorsitzender der Werksgruppe und Gaebert neuer Stellvertretender Vorsitzender. Neuigkeiten gibt es auch aus der Werksgruppe Boehringer Ingelheim Biberach: Zum neugewählten Werksgruppenvorstand gehören Joachim Horseling, Dr. Stefan Kauschke und der Vorsitzende Prof. Klaus Erb. Neuer Vorsitzender der Werksgruppe Evonik Essen ist Dr. Falk Meller. In der Werksgruppe Höganäs Laufenburg ist Moritz Hajek zum neuen Vorsitzenden gewählt worden. Die VAA-Werksgruppe Colors & Effects hat sich umbenannt in DIC/Sun-Deutschland.
Regenwald: Ameisen als Erholungssensoren
Trotz des Klimawandels haben Regenwälder ein hohes Regenerationspotenzial. Dazu gehört auch die Erholung der Populationen von Dutzenden Säugetierarten, Hunderten Vogelarten und Tausenden Insektenarten, die zum Aufwachsen der Wälder beitragen oder davon anhängig sind. Die Arbeitsgruppe „Ökologische Netzwerke“ an der TU Darmstadt konnte erstmals die Regeneration von Ameisengemeinschaften in einem Regenwald im Nordwesten Ecuadors vermessen. Die Analysen zeigen, dass sich die 284 identifizierten Ameisenarten auf ehemaligen Weiden nach etwa 29 Jahren und in alten Kakaoplantagen sogar nach 21 Jahren erholen. Die Zusammensetzung der Arten sei dann nicht mehr von der in ungenutzten Wäldern der Gegend zu unterscheiden. Erschienen ist die Studie in der Fachzeitschrift Ecological Applications.