VAA-Umfrage zu Führungserwartungen der Generationen
Zwischen Teamwork, Transparenz und Flexibilität
Auf Initiative der Kommission Führung hat der VAA im Herbst 2024 eine Umfrage zum Thema „Führungserwartungen der verschiedenen Generationen“ durchgeführt. Daran beteiligt haben sich mehr als 1.700 Mitglieder. Ziel der Studie war es, die Führungserwartungen unterschiedlicher Generationen näher zu beleuchten und etablierte Fach- und Führungskräfte auf die Bedürfnisse und Erwartungen jüngerer Arbeitnehmergruppen vorzubereiten.
Zu den jüngeren Arbeitnehmergruppen gehört vor allem die sogenannte Generation Z (geboren zwischen 1995 und 2010 – kurz Gen Z), die aufgrund der langen akademischen Laufbahn mit Bachelor, Master und häufig auch Promotion erst in den letzten Jahren verstärkt in den Unternehmen der Chemie- und Pharmabranche ihre berufliche Laufbahn beginnt. „Wenn wir moderne und effektive Führungskonzepte entwickeln wollen, müssen wir verstehen, ob und wie sich die verschiedenen Generationen bei ihren Erwartungen an Arbeit und Führung unterscheiden. Mit der Umfrage leisten wir einen wichtigen Beitrag für dieses Verständnis, das für die VAA-Kommission Führung von zentraler Bedeutung ist”, erklärt Dr. Christoph Gürtler, 2. Vorsitzender des VAA-Vorstands und Mitglied der Kommission Führung.
Die VAA-Umfrage bestand aus drei Themenbereichen, bei denen jeweils die beruflichen Werte, die Erwartungen an die Fach- und Führungskraft sowie an die eigene Tätigkeit im Mittelpunkt standen. Aus den Ergebnissen lassen sich interessante Schlussfolgerungen ziehen, die sich allerdings nicht nur auf die verschiedenen Generationen, sondern auch auf Position und Geschlecht der Befragten zurückführen lassen.
Teil einer Gemeinschaft: Teamwork und Zusammenhalt
Beim Themenbereich „Berufliche Werte“ – hierzu gehören Themen wie Arbeitsumfeld, Wertschätzung, Teamwork und Zusammenhalt – gehen die Meinungen der verschiedenen Generationen nur wenig auseinander. Alle Generationen empfinden Arbeitsumfeld und Wertschätzung als wichtigsten Punkt. Während bei der Generation Babyboomer (geboren zwischen 1946 und 1964) Integrität und Verantwortung ebenfalls auf den vorderen Plätzen landet, ist bei der jüngsten Generation die fachliche und persönliche Weiterentwicklung von größerer Bedeutung. Eine vom Rheingold Institut im Auftrag des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) durchgeführte Befragung kommt zu dem Ergebnis, dass die Gen Z durch ein Gefühl der Orientierungslosigkeit gekennzeichnet ist und Teil einer Gemeinschaft sein möchte. Auch in der VAA-Umfrage spielen die Themen Teamwork und Zusammenhalt bei der Generation Babyboomer eine deutlich geringere Rolle als bei den jüngeren Generationen. Spiegelbildlich dazu wird der Aspekt „Engagement und Flexibilität“ von dieser Generation als weniger wichtig eingeschätzt als von den älteren Generationen.
Wertschätzung, Transparenz und Zukunftsvision
Bei den Erwartungen an die eigene Führungskraft gehen die Meinungen zwischen den Generationen deutlicher auseinander. Allerdings eint sie, dass transparente Kommunikation als besonders wichtig erachtet wird – und dies auch unabhängig von der jeweiligen Arbeitnehmergruppe (Tarifangestellte, AT-Angestellte, leitende Angestellte, obere Führungskräfte). Die Wertschätzung der eigenen Meinung und der Respekt sowie die Bereitschaft und Fähigkeit zuzuhören stehen ebenfalls für alle Generationen weit oben. Die fachliche Expertise der Führungskraft ist der Gen Z hingegen deutlich wichtiger als älteren Generationen. Dies lässt sich möglicherweise auch auf den stärkeren Wunsch nach eigener fachlicher und persönlicher Entwicklung zurückführen. Die VAA-Umfrage zeigt zudem, dass die jüngste Generation der Vermittlung von Vision und Strategie durch die Führungskraft etwas weniger Bedeutung zumisst als die Befragten anderer Generationen. In der VCI-Umfrage wird der Gen Z hingegen Hilflosigkeit zugeschrieben, die im Zusammenhang mit den globalen Katastrophen stehe und zeige, dass die Mitglieder dieser Generation eine Vision brauchen, um an der Zukunft mitzuarbeiten.
Entlohnung und Flexibilität
Mit Blick auf die eigene Tätigkeit ist eine Wertschätzung in Form von fairer und angemessener Entlohnung für alle Generationen der wichtigste Aspekt. Je höher die Befragten in der Hierarchie stehen, umso unbedeutender wird er. Der Gen Z ist dieser Punkt im direkten Generationenvergleich am wichtigsten. Eine Erklärung dafür könnte das Ergebnis der VCI-Studie sein, dass die größten Sorgen dieser Generation die Alltagsinflation und bezahlbarer Wohnraum sind. Die Studie stellt zudem heraus, dass „Selbstwirksamkeit und Werkstolz“ für die junge Generation von großer Relevanz sind. Die Ergebnisse der VAA-Umfrage untermauern dies, da das Erlernen neuer Fähigkeiten und die Weiterentwicklung im Job der Gen Z etwas wichtiger als den Befragten der älteren Generationen ist. Auffällig sind die Ergebnisse der VAA-Studie in Bezug auf die Übernahme von Führungsverantwortung. Je höher die Befragten in der Hierarchie standen, umso wichtiger war ihnen diese Erwartung an die eigene Tätigkeit. Männern ist dieser Punkt insgesamt etwas wichtiger als Frauen. Im direkten Gegensatz dazu steht die Flexibilität von Arbeitszeit und -ort, die den Teilnehmerinnen der Studie wichtiger ist als den männlichen Kollegen. Erklärungsansätze dafür liefert eine Studie des Statistischen Bundesamtes. Danach haben Frauen im Jahr 2022 im Durchschnitt fast 60 Prozent der unbezahlten sogenannten Care-Arbeit (Kinderbetreuung, Haushalts- und Pflegearbeit) geleistet, was im Vergleich zu den Männern rund neun Stunden mehr unbezahlter Arbeit pro Woche entspricht. Flexibles Arbeiten könnte für Frauen also besonders wichtig sein, weil sich Beruf und Alltag so besser vereinen lassen. Der klaren „Abgrenzung der Arbeitszeiten“ von allen Generationen wird nur wenig Bedeutung zugemessen.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Die VAA-Umfrage zeigt, dass die Generationen insgesamt sehr ähnliche Erwartungen und Bedürfnisse in ihrem Arbeitsalltag haben. Besonders markante Übereinstimmungen finden sich bei den Aussagen über das Arbeitsumfeld: Wertschätzung, Teamwork und Zusammenhalt. Auch transparente Kommunikation ist generationenübergreifend von großer Bedeutung. Katja Rejl, Vorsitzende der VAA-Kommission Führung, verweist aber auch auf die Unterschiede zwischen den Generationen: „Die Generation Z legt zum Beispiel besonderen Wert auf ihre fachliche und persönliche Entwicklung sowie auf faire Entlohnung. Führungskräfte sollten diese Prioritäten kennen, damit sie sich im Umgang mit den jüngeren Kolleginnen und Kollegen darauf einstellen können.“
Mitglieder werben Mitglieder
Gerriets verteidigt Titel als bester Werber

Wer einmal mit der Mitgliederwerbung beginnt, hört so schnell nicht wieder auf – jedenfalls nicht, wenn man Hans-Dieter Gerriets heißt. Der Vorsitzende der VAA-Werksgruppe Lanxess (Eigenschreibweise des Unternehmens: LANXESS) und des Lanxess-Sprecherausschusses führt das Ranking der besten Werberinnen und Werber im VAA für 2024 an. Damit beweist Gerriets erneut, dass persönliches Engagement der beste Weg ist, Kolleginnen und Kollegen von den Vorteilen einer Mitgliedschaft im VAA zu begeistern.
Auf rund 30.000 Mitglieder bringt es der VAA insgesamt. Der Großteil von ihnen ist in den gut 170 Werksgruppen des Verbands organisiert. Vor Ort in den Unternehmen und an den firmenübergreifenden Standorten vertreten ehrenamtlich aktive VAA-Mitglieder den Verband und übernehmen auch die Aufgabe, neue Mitglieder für den Verband zu gewinnen – oft mit großem Erfolg. Wie bereits im Vorjahr war 2024 die Leistung von Dr. Hans-Dieter Gerriets herausragend, der mit elf geworbenen Vollmitgliedschaften das „Rennen“ im VAA-Werberanking für sich entschied.
Als Vorsitzender der VAA-Werksgruppe und des Konzernsprecherausschusses hat Gerriets natürlich einen gewissen Vorteil: Er ist bestens vernetzt und sehr gut darüber informiert, was in seinem Unternehmen läuft, was aktuell ansteht und wo abgebaut wird. „2024 hatten wir noch gewisse Ausläufer unseres Stellenabbauprogramms, das bei uns treffenderweise ‚Forward!‘ heißt. Da gab es noch viel Beratungsbedarf.“ Seine Informationen kann der langjährige VAA-Mandatsträger sehr fokussiert einsetzen und gut nutzen, um Kolleginnen und Kollegen zu helfen.
„Was die hiesige Sprecherausschussarbeit betrifft, so begrüßen wir neu eingestellte Führungskräfte per E-Mail oder führen zwei- bis dreimal im Jahr Infoveranstaltungen für leitende Angestellte durch“, berichtet Gerriets. „Zu diesen Treffen laden wir neu festgestellte leitende Angestellte ein.“ Als Sprecherausschussmitglied wisse man ja, wer neu dazugekommen sei. Üblicherweise beginnen diese Veranstaltungen mit einem kleinen Mittagsimbiss und gehen über den gesamten Nachmittag. „Und wirklich immer nur in Präsenz“, hebt der Sprecherausschussvorsitzende hervor. „Das sind vertrauliche Treffen und das bleibt auch so.“
Bei den Treffen seien laut Hans-Dieter Gerriets sowohl VAA-Mitglieder als auch Nichtmitglieder dabei. „Ich erläutere den neuen Kolleginnen und Kollegen alles Wichtige, was man zur Mitbestimmung wissen muss, sowohl zur betrieblichen als auch zur Unternehmensmitbestimmung. Und ich informiere über die arbeitsrechtlichen Änderungen, die mit der LA-Feststellung einhergehen, aber auch über die Bedeutung der gewerkschaftlichen Arbeit des VAA.“
Spitzengruppe dicht beieinander
Hinter Gerriets hat sich 2024 Dr. Sebastian Roos von der Werksgruppe Industriepark Wolfgang mit neun geworbenen Neumitgliedern auf Rang zwei geschoben. Den dritten Platz sicherte sich Jörg Cramer von der Werksgruppe Shell Deutschland mit acht Neuaufnahmen. Sandra Schwebke von der Werksgruppe Merck belegt mit insgesamt sieben geworbenen Vollmitgliedern Rang vier, gefolgt von Dr. Johannes Köbberling und Daniel Schnober, beide von der Werksgruppe Bayer Nordrhein, mit jeweils sechs Neumitgliedern.
Allen erfolgreichen Werberinnen und Werbern gemein ist eine gute Vernetzung vor Ort. Wer in der Werksgruppe regelmäßig Austauschformate anbietet und bei Fragen kompetent weiterhelfen kann, macht den Mehrwert der VAA-Mitgliedschaft erlebbar. Hans-Dieter Gerriets kennt dies aus eigener Erfahrung: „Gerade in schwierigen Unternehmensphasen kommt es darauf an, präsent zu sein und Antworten zu liefern.“
Im Grunde mache er auch sehr viel Exit-Beratung, etwa wenn VAA-Mitglieder ihren Übergang in den Ruhestand planen oder aber die Firma wechseln wollen. „Da erzähle ich vom Wert der VAA-Werksgruppe – bei uns, aber auch beim potenziellen neuen Chemiearbeitgeber. Gerade wenn man wechseln will, ist das wichtig, und zwar noch bevor man irgendwo einen Arbeitsvertrag unterschreibt.“
Dass sich der Verband dabei als verlässlicher Partner bewährt, ist für den Werksgruppenvorsitzenden keine Überraschung. „Ob Unsicherheiten im Zuge von Betriebsübergängen durch Unternehmensverkäufen oder Fragen zu Abfindungen bei Trennungsabsichten – der VAA kann in solchen Situationen für den Einzelnen eine Menge bewegen.“ Gerriets verweist auch auf das breite Spektrum an Services des Verbands: „Es geht nicht nur um Rechtsfragen: Themen wie Einkommensvergleiche, Altersvorsorge oder das Bewerbungsnetzwerk für den Karriereeinstieg spielen ebenfalls eine große Rolle.“
Die zuverlässige Unterstützung durch die VAA-Geschäftsstelle weiß „VAA-Urgestein“ Hans-Dieter Gerriets ebenso zu schätzen wie den Austausch innerhalb des VAA-Netzwerks der Werksgruppen. Dank der zahlreichen Kontakte mit Kolleginnen und Kollegen ergeben sich nun mal wertvolle Möglichkeiten, viele neue Mitglieder zu gewinnen. Gerade diese Kombination aus kompetenter Beratung und gelebter Gemeinschaft mache den Erfolg des VAA aus.

Dr. Hans-Dieter Gerriets, Vorsitzender der VAA-Werksgruppe Lanxess und des Konzernsprecherausschusses von Lanxess:
Ich empfehle jedem meiner neuen Kolleginnen und Kollegen, Mitglied im VAA zu werden. Gleiches gilt für Hochschulabsolventen oder Wechselwillige anderer Unternehmen. Denen rate ich: Meldet euch bei der VAA-Geschäftsstelle und vernetzt euch mit einem Ansprechpartner in der neuen Werksgruppe beim potenziellen beziehungsweise neuen Arbeitgeber. So könnt ihr wichtige Infos erhalten, die anders schwer zu bekommen sind.
Interview mit Samantha Cristoforetti
Wie die ESA im All Europas Souveränität sichern kann


In der Oktoberausgabe des VAA-Magazins hat die ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti ihren Lebensweg geschildert und hervorgehoben, wie wichtig MINT-Fächer für die Zukunft seien. Sie ermöglichen Innovationen, Fortschritt und Lösungen für globale Herausforderungen, sagte Cristoforetti. Gerade für Jungen und Mädchen möchte sie ein Vorbild sein, um diese nicht nur von der Raumfahrt, sondern von MINT-Fächern im Allgemeinen sowie deren Wichtigkeit für Weltraum und Erde zu begeistern. Außerdem rückte sie das Zusammenwirken von verschiedenen Akteuren in den Fokus, damit Kinder und Jugendliche schon frühzeitig auf die Themen aufmerksam werden. Diesmal spricht Cristoforetti im Interview über die Bedeutung der europäischen Souveränität in der Raumfahrt. Gerade in der gegenwärtig äußerst volatilen weltpolitischen Lage sei es unabdingbar, Europas Position im Weltraum zu sichern.
VAA Magazin: Frau Cristoforetti, als erfahrene Raumfahrerin der Europäischen Weltraumagentur ESA haben Sie einen einzigartigen Einblick in die europäische Raumfahrt. Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach, dass Europa seine Souveränität auch in diesem Bereich stärkt?
Cristoforetti: Europa hat eine lange Tradition in der Raumfahrt und ist ein wichtiger Akteur auf der internationalen Bühne. Souveränität bedeutet, dass wir unsere eigenen Entscheidungen treffen können – sei es bei der Forschung, der Technologieentwicklung oder der Nutzung des Weltraums. Nur wenn wir souverän sind, können wir unsere Interessen vertreten und unsere Zukunft gestalten.
Welche konkreten Schritte sollten die europäischen Länder aus Ihrer Sicht unternehmen, um ihre Souveränität in der Raumfahrt zu stärken?
Europäische Länder sollten massiv in die astronautische und robotische Raumfahrt investieren, um unabhängige bemannte Raumfahrtkapazitäten zu entwickeln. Diese Investitionen sichern Europas Zugang zum Weltraum und stärken seine strategische Position. Europa sollte auch seine Präsenz in der Erd- und Mondumlaufbahn ausbauen, um einen bedeutenden Anteil an der wachsenden Weltraumwirtschaft zu erzielen.
Wie können europäische Raumfahrtagenturen sowie Luft- und Raumfahrtunternehmen ihre Kräfte besser bündeln, um gemeinsam stark und souverän zu agieren?
Raumfahrtagenturen und private Unternehmen können durch innovative öffentlich-private Partnerschaften zusammenarbeiten, um technologische Fortschritte und Kosteneffizienz zu fördern. Neue Beschaffungsmodelle und erhöhter Wettbewerb stärken private Akteure. Ambitionierte Projekte in der bemannten Raumfahrt dienen als Katalysator für die Zusammenarbeit und inspirieren die nächste Generation, während sie Europas Position im Weltraum sichern.
Welche Rolle spielt eigentlich die seit vielen Jahren im Betrieb befindliche Internationale Raumstation (ISS) bei der Stärkung der europäischen Souveränität im All und auf der Erde?
Die ISS ist ein hervorragendes Beispiel für internationale Zusammenarbeit. Europa ist ein wichtiger Partner bei der ISS und trägt zur Erforschung des Weltraums bei. Durch unsere Beteiligung an der ISS haben wir Europäer die Möglichkeit gehabt, unsere Kompetenzen in der Weltraumforschung zu verbessern. Aber wir müssen weiter wachsen und dürfen uns nicht damit zufriedengeben, nur ein relativ kleiner Partner auf der ISS zu bleiben.
Wie können junge Menschen für die Raumfahrt begeistert werden und dazu beitragen, Europas Interessen im Weltraum zu fördern?
Wir sollten junge Menschen inspirieren und ihnen zeigen, dass Raumfahrt nicht nur faszinierend, sondern auch relevant für unsere Zukunft ist. Bildung, Outreach-Programme und die Förderung von MINT-Fächern sind der Schlüssel.
Und wir brauchen vor allem ehrgeizige, herausfordernde Projekte, welche die talentiertesten Absolventen anziehen. Sie wollen keine Routine, sie wollen Teil von etwas Großem sein! Und wenn sie das in Europa nicht finden, werden sie ihre Herausforderungen woanders suchen.