Erik Lehmann hat das Wort: Alarm an allen Fronten!
Im Jahre 2003 wurde in Estland weltweit erstmals und bisher länderübergreifend auch letztmalig die Elster als Vogel des Jahres ausgerufen. Nicht, dass dies ein Fakt wäre, den jeder und jede und jede/r*innen möglichst in sein/ihr/eures Portfolio(s) des unverzichtbaren Allgemeinwissens aufnehmen sollte, aber Estland und Elster, klingelt da was? Zumindest ist es eine geschickte Einleitung in die aktuelle nationale wie internationale Nachrichtenlage. Anfang Juli war es so weit: Die Frist für die gesetzlich vorgeschriebene Abgabepflicht der Feststellungserklärung für Grundstückseigentümer beim Finanzamt startete. Und da der/die/das anständige Bürger*innen (inklusive LGBTQIA+) natürlich flugs und gehorsam abliefern wollte und ja auch noch der Sommerurlaub bevorstand, wollten manche die lästige Angelegenheit abgehakt wissen. Aber, und jetzt kommen wir zur Elster, das vom Bund bereitgestellte Steuerportal „Elster“ war leicht überfordert mit so viel digitaler Fluktuation. Obwohl, viel Digitalverkehr war es gar nicht. Von den etwa 36 Millionen Grundstückseigentümern, die von der Steuerreform betroffen sind, hatten nur etwa 100.000 einen gleichzeitigen Zugriff aufs System gewagt. Das musste natürlich zum Zusammenbruch der Website führen, denn immerhin befinden wir uns in einem digitalen Entwicklungsland, wie schon die Erfolgsmeldungen über Grenzen bei Homeoffice und E-Learning, Zeugnisblockchains, Coronawarnapps, Onlinewarnfunktionen des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe oder den digitalen Impfpass gezeigt haben. Und wer konnte denn schon ahnen, dass so viele Steuerzahler*in… Nee, ich gebe es auf: Ab hier wird der Text im generischen Maskulinum verfasst. Wer sich diskriminiert und ausgeschlossen fühlen sollte, wird spätestens beim Steuerbescheid merken, dass er/sie und alle anderen mit gemeint ist/sind.
Jedenfalls war das vom Bayerischen Landesamt für Steuern betriebene Portal kurz nach dem Grundsteuerupdate wegen zu hoher Nachfrage nicht mehr erreichbar und ging kurz darauf sogar komplett offline wegen „Wartungsarbeiten“. Ah, offline wegen Wartungsarbeiten: Das erinnert doch an … Richtig! Gazprom und Nord Stream 1. Wartungsarbeiten an den Turbinen, so der russische Konzern, lassen den Gasdurchfluss nach Europa in letzter Zeit immer weiter sinken und gleichzeitig die Gaspreise an den Börsen kräftig steigen. Das wird ein kuscheliger Winter mit einer Menge Kaminholz im Wohnzimmer und einer illustren Mischung aus Corona-, Affenpocken- und Marburgviren. Kurz gesagt: Die Zombieapokalypse steht bevor. Ein Wirtschaftskrieg gepaart mit dem Einsatz von scheinbar biologischen Waffen und, nicht zu vergessen, der klassischen Aufrüstung. Womit wir bei Estland wären. Denn dort fliegen nicht nur Elstern durch die Lüfte, sondern auch deutsche Eurofighter. Bis zu sechs Stück, im Rahmen der NATO-Mission „Baltic Air Policing“, kurz BAP (nicht zu verwechseln mit der Kölschrockband), ist auf der Website der Bundeswehr zu lesen. Überhaupt wird neuerdings Deutschland wieder verstärkt im Baltikum verteidigt. Das ist klug. Klüger jedenfalls als das zwei Jahrzehnte andauernde Desaster am Hindukusch. Immerhin befindet sich die Bundeswehr im Baltikum, zumindest militärisch, auf bekanntem Gebiet. Da kann man schon mal ein Extrataschengeld auszahlen. 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Streitkräfte. Da steigen dann demnächst ein paar mehr als „bis zu sechs“ Jagdbomber über der Ostsee auf.
Apropos Zusatzkosten. Nach einer Schätzung der Bundesregierung aus dem Jahr 2019, um noch einmal auf die Grundsteuerreform zurückzukommen, wurden Personalkosten in den Finanzämtern von rund 462 Millionen Euro prognostiziert (was verwundert, wenn doch der Bürger alle Daten selbst zusammensuchen und digital melden muss) sowie ein zusätzlicher Aufwand in Höhe von rund 76 Millionen Euro für Sachgebietsleitungen, Geschäftsstellen, IT-Stellen und Postverteilung sowie 44 Millionen Euro für die IT-Umsetzung (siehe oben). Da taucht natürlich die berechtigte Frage auf, ob sich denn der Aufwand schlussendlich lohnt. Bloß gut, dass es da den Steuerzahlerbund gibt, der durchschnittlich 70 Prozent mehr Grundsteuereinnahmen in Ostdeutschland erwartet und somit die Ossis als die Verlierer der Reform ausgemacht hat. Bleibt zu hoffen, dass sich das nicht herumspricht, sonst könnte dies neben allen anderen gesellschaftlichen Baustellen auch an der Heimatfront zu einem erhöhten Truppenbedarf führen.
Mit seinen verschiedenen Kabarettprogrammen reist der Dresdner Kabarettist Erik Lehmann quer durch Deutschland und hat auch schon diverse Preise gewonnen. Unter dem Pseudonym Uwe Wallisch vertreibt der passionierte Hobbyimker zudem seinen eigenen Honig. Auf der Website www.knabarett.de ist Lehmann jederzeit käuflich und bestellbar. Honig gibt es auf uwes-landhonig.de.