Editorial von Stephan Gilow

Befindlichkeit im Spiegel der Zeit

Editorial von Stephan Gilow

Befindlichkeit im Spiegel der Zeit

Zuweilen lassen die politischen Entwicklungen in Europa und der Welt den Menschen kaum Luft zum Atmen: Nach dem Schock ist vor dem Schock, lautet das gefühlte Motto. Auf die Europawahl folgt das Beben in Frankreich. Das kurze Innehalten nach dem schnellen, zivilisierten und vernünftigen Machtwechsel im Vereinigten Königreich, in dem man nach Jahren des Irrlichterns zum Common Sense zurückgekehrt ist, währte nicht lange. Denn das zunehmend bizarrer werdende und erschreckende Theater um den Präsidentschaftswahlkampf in den USA hat in jeder Hinsicht das Zeug zum „Dealbreaker“. Der Zustand der Ampelregierung lässt weiterhin zu wünschen übrig. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine geht mit unerbittlicher Härte weiter. Ein echtes Ende der blutigen Eskalation in Nahost ist ebenso wenig absehbar. Kurzum: Das Krisenszenario und die Unsicherheit bleiben auf Dauer erhalten. Keine Zeit für Befindlichkeiten, möchte man meinen.

Doch in diesen Zeiten ist es umso wichtiger, die Befindlichkeiten der Menschen genau zu kennen, auf die es in den Unternehmen ankommt. Und das sind die Beschäftigten! Hier hat der VAA mit seiner Befindlichkeitsumfrage ein echtes Ass im Ärmel – ein verlässliches, für die Chemie- und Pharmabranche einzigartiges Barometer, das Jahr für Jahr die Stimmung der Fach- und Führungskräfte genau aufzeigt und, wenn nötig, den Finger schonungslos in die personalpolitischen Wunden legt. Dieses Jahr ist die konjunkturelle und industriepolitische Unsicherheit ist weiter gestiegen und spiegelt sich in der Personalarbeit der Unternehmen wider. Mehr zu den Ergebnissen gibt es in der Rubrik „VAA“. Trotz der erneut gesunkenen Durchschnittsnote und einigen deutlichen „Absteigern“ im Ranking gibt es nach wie vor positive Ausnahmen – Unternehmen, die von ihren Beschäftigten gute Noten erhalten. Das zeigt: Vernünftige Personalpolitik und strategisches Denken ist auch in der Krise möglich! Genau deshalb ist die VAA-Umfrage so wertvoll und unverzichtbar. Sie deckt Schwachstellen auf und zeigt Verbesserungsmöglichkeiten.

Darum geht es auch den VAA-Mitgliedern, die sich in den Betriebsräten engagieren. Auf der Betriebsrätekonferenz standen neben der Krisenlage auch komplexe Zukunftsfragen wie KI im Fokus. Im Austausch ist klargeworden: Die VAA-Betriebsratsmitglieder sorgen dafür, dass die Bedürfnisse aller Teile der Belegschaft bei schwierigen Entscheidungen berücksichtigt werden.