Erik Lehmann hat das Wort: Zu viel ist zu viel!
Und, haben Sie‘s mitbekommen? Wir haben mal wieder eine rote Linie überschritten. Am 15. November war es soweit. Da erblickte laut statistischen Daten der achtmilliardste derzeit lebende Mensch das Licht der Welt. Nur elf Jahre hat es gedauert, um diese neuerliche Schwelle zu überschreiten, denn 2011 waren wir noch sieben Milliarden. Für die zwei Stufen zuvor hatten wir noch jeweils zwölf Jahre gebraucht (1999 und 1987). Und die beiden Male davor waren es dreizehn (1974) beziehungsweise vierzehn Jahre (1960). 33 Jahre vorher, nämlich 1927, meldeten sich zwei Milliarden von uns zum Dienst und wiederum 123 Jahre eher (1804) waren es überschaubare eine Milliarde Menschen. Eine Entwicklung, die der moderne Mensch – lässt man einmal ausgestorbene Mitbewerber wie den Neandertaler oder den Homo floresiensis, die vor 30.000 beziehungsweise 60.000 Jahren entnervt aufgaben, außer Acht – je nach Glaubensrichtung (Adam und Eva) oder Anhängerschaft diverser anthropologischer Hypothesen (genetische Flaschenhalstheorie und so weiter) und mit der Ausgangslage von zwei bis zu mehreren hundert Individuen gerade in den letzten 200 Jahren rasant vorantreiben konnte. Die Zahl der neu hinzugekommenen Erdenbürger soll aktuellen Berechnungen zufolge um die 220.000 täglich und in jeder Minute mehr als 150 betragen. Wer sich das einmal live anschauen möchte, muss ins Internet gehen. Auf der Website worldometers.info kann man in beeindruckend schnell ratternden Zahlenfolgen das fröhliche Fortpflanzen der Menschheit nachvollziehen. Es ist wie ein Porno für Statistikfans. Oder wie die deutsche Schuldenuhr in Berlin.
Eine der bisher pessimistischsten Prognosen zum Thema Überbevölkerung stammt aus den 1960er Jahren, die ein US-amerikanischer Statistiker veröffentlichte. Dieser sagte voraus, dass am 21. Juni 2116 für jeden Menschen auf der Erde nur noch ein Stehplatz verfügbar wäre. Für manche Bahnreisende trat mit Lösen des Neun-Euro-Tickets dieses Horrorszenario schon im vergangenen Sommer ein.
Aber was tun? Manch Menschenfeind hatte große Hoffnungen in die Coronapandemie gesetzt, dass diese ein wenig zur Flurbereinigung beitragen möge, um den Planeten etwas aufatmen zu lassen. Aber bevölkerungstechnisch führten die Auswirkungen eher zum Gegenteil. Denn trotz einer im Jahr 2021 um knapp zwei Jahre gesunkenen Lebenserwartung von vorher 72,9 auf 71 Jahren mussten weltweit wegen Lockdowns zahlreiche Mädchen in ärmeren Ländern die Schule vorzeitig abbrechen. Die Quittung: Mit sinkendem Bildungsgrad steigt nachweislich die durchschnittliche Kinderzahl bei Frauen. Während in den Industriestaaten zu Coronazeiten laut einer UN-Studie starke Geburtenrückgänge beobachtet wurden, weil die meisten Menschen in unsicheren Zeiten lieber weniger Kinder haben möchten, wird Kinderreichtum in Entwicklungsländern seit jeher als Absicherung fürs Alter gesehen. Fazit vom Planet Erde: „Danke, Corona – für gar nix!“
Weitere Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung schwanken im Übrigen stark. So erwarten die Vereinten Nationen knapp elf Milliarden Menschen im Jahr 2100, während Wissenschaftler von der Washington-Universität in Seattle etwa eine Milliarde Menschen mehr als heute voraussagen. Und der fortschrittliche Westen macht vor, wie es geht. Eine aktuelle israelische Studie hat nun offenbart, dass sich seit den 1970er Jahren die Spermienzahl bei Männern aus Industrieländern halbiert hat. Laut der Hebräischen Universität Jerusalem sank die Spermienzahl pro Ejakulation zwischen 1973 und 2018 um durchschnittlich 62 Prozent. Ein deutlicher Rückgang wurde bei Männern aus Europa, Nordamerika und Australien verzeichnet. Es wurden aber keine Gründe für den Rückgang der Spermien in der Studie untersucht. Die Forscher haben jedoch eine Vermutung: Es sei „fast sicher, dass die sich verändernde Welt um uns herum einen Einfluss darauf hat“, teilte der Studienleiter mit. Hätten Sie‘s für möglich gehalten?
Aber vielleicht zeigen all diese Entwicklungen doch einen Ausweg für die Rettung unseres Planeten: Die Frauen wollen nicht mehr und die Männer können nicht mehr. Zumindest wir, im reichen Westen, praktizieren das schon seit einiger Zeit recht erfolgreich. Nun muss es nur noch der Rest der Welt begreifen – und dann wird alles gut.
Mit seinen verschiedenen Kabarettprogrammen reist der Dresdner Kabarettist Erik Lehmann quer durch Deutschland und hat auch schon diverse Preise gewonnen. Unter dem Pseudonym Uwe Wallisch vertreibt der passionierte Hobbyimker zudem seinen eigenen Honig. Auf der Website www.knabarett.de ist Lehmann jederzeit käuflich und bestellbar. Honig gibt es auf uwes-landhonig.de.