ChemieGeschichte(n) – 15. Februar 1830
Der Pariser Akademiestreit beginnt
Unter der Überschrift „ChemieGeschichte(n)“ wirft das VAA Magazin einen Blick auf Meilensteine der chemisch-pharmazeutischen Wissenschaft und Praxis. Im Mittelpunkt stehen Personen, Dinge oder Ereignisse, die Geschichte gemacht haben und deren Einflüsse bis heute spürbar sind.
Sind Tintenfische und Enten am Ende näher verwandt, als wir denken? Diese Frage entzweite im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts zwei damals berühmte Naturwissenschaftler in Frankreich. Mehr noch: Der von Georges Cuvier und Étienne Geoffroy Saint-Hilaire am 15. Februar 1830 angezettelte Streit an der Pariser Académie des sciences elektrisierte die Fachwelt. Die zwei Herren, beide um die 60, gerieten sich über eine Arbeit von zwei Nachwuchsforschern in die Haare. Darin versuchten die Autoren zu beweisen, dass die Organe eines Wirbeltieres, also zum Beispiel einer Ente, auf ähnliche Weise angeordnet sind wie bei Mollusken, also Weichtieren wie dem Tintenfisch.
Die Debatte erfuhr vor allem deswegen eine so große Beachtung, weil die Naturwissenschaft damals begann, die Vielfalt des Lebens auf der Erde zu untersuchen und einzuordnen. Vorreiter der sogenannten Taxonomie waren etwa der schwedische Forscher Carl von Linné, sein französischer Kollege Jean-Baptiste de Lamarck oder der Schweizer Charles Bonnet. Außerdem dämmerte den führenden Köpfen jener Zeit, dass der Rückgriff auf die biblische Schöpfungsgeschichte nicht ausreichte, um die Vielfalt des Lebens auf der Erde zu erklären.
Cuvier, der zu den Begründern der Paläontologie gehörte, vertrat die Auffassung, wonach alle Lebewesen zu einer von vier grundverschiedenen Kategorien gehören. Für ihn besaßen Organe und Erscheinungsbild je nach Kategorie einen speziellen, inneren Zusammenhang. „Den scharfen Backenzähnen eines Fleischfressers müssen die Krallen an den Pfotenspitzen entsprechen“, fasst das Muséum national d‘Histoire naturelle in Paris auf seiner Website diese Sichtweise zusammen. Geoffroy Saint-Hilaire ging dagegen von einer Verwandtschaft aller Lebewesen aus und versuchte, das anhand eines „Grundbauplans aller Organismen“ zu beweisen. Durch die Arbeit der beiden Nachwuchsforscher fühlte er sich in seiner These bestätigt.
Georges Cuvier widersprach, und zwar mit solcher Vehemenz, dass die bald schon regelmäßig in der Akademie stattfindenden Debatten zwischen den beiden ein immer größeres Publikum anzogen. Frösche, Katzen, Vögel – die beiden Streithähne ließen ein ganzes Bestiarium aufmarschieren. Der Streit ließ weit über Frankreich hinaus aufhorchen. Alexander von Humboldt mischte sich in Paris unter das Pulikum. Und der greise Johann Wolfang von Goethe wähnte sich aus der Ferne eins mit Saint-Hilaire, der im Verlauf des Disputs freilich immer weiter in die Defensive geriet: „Ich jubele mit Recht über den endlich erlebten allgemeinen Sieg einer Sache, der ich mein Leben gewidmet habe und die ganz vorzüglich auch die meinige ist.“
Viel Zeit, seinen Sieg auszukosten, blieb Cuvier freilich nicht. Er starb 1832, als eine Choleraepidemie in Paris Tausende dahinraffte. Ohnehin trat wenig später einer auf den Plan, der mit seiner Evolutionstheorie das Verständnis für die Entstehung der Arten revolutionieren sollte: Charles Darwin. Der Pariser Akademiestreit erlebte laut Angaben des Muséum national d‘Histoire naturelle in den 1990er Jahren eine kleine Renaissance: Die evolutionäre Entwicklungsbiologie warf demnach ein neues Licht auf die Arbeiten Saint-Hilaires, „die sowohl die Embryologie als auch die Evolutionsbiologie und die Paläontologie beeinflusst haben“.
Glückwünsche
Miträtseln und gewinnen!
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