ChemieGeschichte(n) – 7. Juli 1974

Chemiker wird Matchwinner der Fußball-WM

Dem Fußball kann man in diesen Tagen kaum entkommen. Warum soll das im VAA Magazin anders sein? Allerdings geht es nicht um die aktuelle Europameisterschaft, sondern 50 Jahre zurück. Auch im Sommer 1974 hieß der Gastgeber Deutschland. Allerdings trafen sich seinerzeit nicht nur Europas Topfußballer zum Kräftemessen, sondern Spitzenteams aus der ganzen Welt. Das Ende dieser WM am 7. Juli, übrigens ebenfalls in München, ist tausendfach erzählt worden. Fotos und TV-Bilder haben sich ins Gedächtnis der sportbegeisterten Menschen eingebrannt: Wie nach dem knappen Finalsieg gegen die Niederländer ein auch in diesem Moment fast schon aufreizend lässiger Franz Beckenbauer den WM-Pokal aus der Hand von Bundespräsident Walter Scheel entgegennahm und unter dem Jubel der Stadionzuschauer in die Höhe stemmte.

Ein wenig in Vergessenheit geraten ist allerdings die Sache mit den Schuhen. Die Spur führt ans Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr. Direktor dieses Instituts ist seit 1969 der Chemiker Günther Wilke (1925 bis 2016). Im übertragenen Sinne avancierte der gebürtige Heidelberger in den 70ern zu so etwas wie einem Schlüsselspieler für die deutschen Ballsportfreunde.

Der Eintrag auf der Institutswebsite lässt das zunächst nicht vermuten: „In seiner wissenschaftlichen Arbeit fokussierte sich Wilke mit seiner Forschungsgruppe auf die metallorganische Chemie von Nickel, die nicht nur auf ihrem unmittelbaren Gebiet bahnbrechend war, sondern auch die Entwicklung der Übergangsmetallchemie und Katalyse im Ganzen beeinflusste.“ Doch das war längst nicht alles. Im Bereich der Anwendungstechnik forschte der Chemiker an Kunststoffen aus Polyamid-12, „die sich durch besondere Formstabilität und Haltbarkeit auszeichnen“.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung brachte die Angelegenheit auf den Punkt: „Wilke hat den Kunststoff Vestamid® entwickelt, aus dem Adidas damals die Stollen eines neuen Fußballschuhs herstellte, mit dem die deutsche Nationalmannschaft als erste ausgerüstet worden war.“ Dieser Kunststoff sei besonders wasserabweisend gewesen, was den Deutschen in ihrem letzten Zwischenrundenspiel gegen Polen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschafft habe. Die „Wasserschlacht“ im Frankfurter Waldstadion endete mit einem hart umkämpften 1:0.

In seinem Buch „Die Könige der Welt“ beschreibt Florian Kynast die apokalyptische Kulisse dieses Spiels und erinnerte en passant an eine frühere Wasserschlacht, die 1954 den Deutschen im Berner Wankdorf-Stadion ihren ersten WM-Titel beschert hatte: „Kurz vor Anpfiff setzte ein heftiger Wolkenbruch ein, in 40 Minuten fielen aus dem Himmel über den Frankfurter Waldstadion 14 Liter Wasser auf jeden Quadratmeter des Spielfelds. Der Regen prasselte unaufhörlich hernieder, 20 Jahre nach Wankdorf. Menschen in grünen Jacken schoben dicke Walzen über den Rasen, dann rückte auch die Frankfurter Feuerwehr an.“ Der Rest ist leidlich bekannt.

Und Günther Wilke? Holte gern ein Paar der von ihm mitentwickelten Stollentreter aus der Institutsvitrine, wenn er auf seinen Beitrag zum WM-Gewinn von 1974 angesprochen wurde. Das Institut, das Wilke bis 1993 leitete, steht weiter für Spitzenforschung. 2021 erhielt Direktoriumsmitglied Ben List den Nobelpreis für Chemie.

Glückwünsche

Miträtseln und gewinnen!

Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner der Aprilausgabe: Dr. Lutz Lehmann, Werksgruppe Covestro, Dr. Clemens Meeßen, Werksgruppe Heraeus, und Dr. Heike Koch, Werksgruppe Clariant. Für diese Ausgabe ist der Einsendeschluss der 15. Juli 2024. Nach Ablauf der Frist wird die Lösung auf der VAA-Website eingestellt. Das Lösungswort bezeichnet wieder einen Begriff aus den Naturwissenschaften. Die Lösung des Sudokurätsels wird ebenfalls im Internet eingestellt. Bitte Rückmeldungen per E-Mail (redaktion@remove-this.vaa.de), Fax (+49 221 160016) oder Post an die VAA-Geschäftsstelle Köln (Mohrenstraße 11 – 17, 50670 Köln) senden. Unter den richtigen Einsendungen werden drei VAA-Mitglieder gezogen, die jeweils einen Wunschgutschein im Wert von 25 Euro erhalten.

Personalia aus dem VAA: Ida Tolksdorf verstärkt Juristischen Service

Personalia aus dem VAA: Ida Tolksdorf verstärkt Juristischen Service

Beim Juristischen Service hat der VAA einen Neuzugang zu vermelden: Seit April 2024 verstärkt Ida Tolksdorf das Team der Juristinnen und Juristen in der Kölner Geschäftsstelle. Sie hat von 2013 bis 2021 Rechtswissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn studiert und von 2021 bis 2023 ihr Rechtsreferendariat am Landgericht Köln absolviert. Während ihrer Studien- und Referendarzeit hat sich Tolksdorf unter anderem im Bundesvorstandsteam der European Law Students‘ Association ehrenamtlich engagiert und außerdem Berufserfahrung in verschiedenen Kanzleien und Organisationen gesammelt. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Ida Tolksdorf eine junge, dynamische Juristin für unseren Juristischen Service gewinnen konnten“, betont VAA-Hauptgeschäftsführer Stephan Gilow. Die personelle Verstärkung sei angesichts der deutlich gestiegenen Zahl der Rechtsanfragen in den letzten Jahren genau richtig, um den VAA-Mitgliedern weiterhin eine exzellente rechtliche Unterstützung zu bieten.

Ehemaliges VAA-Vorstandsmitglied Hermann-Heinz Konrad verstorben

Ehemaliges VAA-Vorstandsmitglied Hermann-Heinz Konrad verstorben

Am 17. März 2024 ist das ehemalige Mitglied des VAA-Vorstands Hermann-Heinz Konrad im Alter von 89 Jahren verstorben. Über viele Jahre hinweg war Konrad außerdem Vorstandsmitglied der VAA-Werksgruppe Hoechst, Mitglied des Sprecherausschusses der Hoechst AG und auch Vorsitzender des letzten Hoechst-Sprecherausschusses. Der studierte Ingenieur war Träger der Goldenen Ehrennadel des VAA und hat sich auch als Pensionär aktiv im Verband engagiert. Bis einschließlich 2016 war Konrad regelmäßiger Gast auf den jährlichen VAA-Delegiertentagungen. „Mit stiller Trauer nimmt der VAA Abschied von Hermann-Heinz Konrad“, erklärt VAA-Hauptgeschäftsführer Stephan Gilow. „Sein unermüdlicher Einsatz und sein Engagement für unseren Verband war immer vorbildlich und bleibt unvergessen.“ Auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand habe er seine Kolleginnen und Kollegen in der VAA-Community durch sein Mitwirken am Verbandsleben weiter inspiriert – selbst im höheren Alter. „Unsere Anteilnahme gilt nun der Familie und allen Angehörigen von Hermann-Heinz Konrad.“

Schreiben Sie uns!

Ein lebendiges Magazin lebt nicht zuletzt vom lebhaften Meinungsaustausch seiner Leser. Aus diesem Grund möchten wir Ihnen mit dem VAA Magazin nicht nur eine hoffentlich angenehme und interessante Lektüre, sondern auch ein Forum für Diskussionen, Kritik und Anregungen bieten. Hat Ihnen etwas überhaupt nicht gefallen? Oder vielleicht besonders gut? Schreiben Sie uns! Konstruktiv, kontrovers, kritisch – ganz wie Sie mögen. Aber bitte vergessen Sie dabei nicht, auch Ihren Namen und Ihre Anschrift anzugeben. 

Grundsätzlich gilt: Zuschriften sind uns stets willkommen – egal ob elektronisch an redaktion@remove-this.vaa.de oder per Post (VAA Magazin, Mohrenstraße 11 – 17, 50670 Köln), ganz gleich zu welchem Thema. Wir bitten jedoch um Ihr Verständnis, dass aus Platzgründen nicht jeder Leserbrief veröffentlicht werden kann. Die Redaktion des VAA Magazins behält sich daher vor, Leserbriefe gegebenenfalls zu kürzen und eine Auswahl zu treffen. Es sei Ihnen aber versichert: Jeder Brief wird von der Redaktion gelesen, ausgewertet und zu Herzen genommen. Ob positiv oder negativ: Wir sind dankbar für Ihr Feedback!

Wichtige Termine für 2024

  • 13.06.2024    FKI-Seminar „Hartes Verhandeln“, Köln
  • 14. – 15.06.2024    Klausurtagung, Siegburg
  • 17.06.2024    Kommission Führung, digital
  • 17.06.2024    FKI-Seminar „Gedächtnistraining – Namen merken & Co.“, digital
  • 17. – 19.06.2024    Betriebsrätekonferenz, Mainz
  • 26.06.2024    Hochschulveranstaltung, Marburg
  • 08.07.2024    FKI-Seminar „Hochproduktiv arbeiten“, digital
  • 12.08.2024    FKI-Seminar „Prioritäten setzen und umsetzen“, digital
  • 04.09.2024    Kommission Führung, digital
  • 11.09.2024    FKI-Seminar „Souverän präsentieren und auftreten“, digital
  • 13.09.2024    Vorstandssitzung, digital
  • 16.09.2024    FKI-Seminar „Informationsflut im Griff“, digital
  • 17.09.2024    FKI-Seminar „KI effektiv einsetzen“, digital
  • 19.09.2024    FKI-Seminar „Abfindungen effizient gestalten“, digital
  • 08.11.2024    Verleihung des Exzellenzpreises der VAA Stiftung, Düsseldorf
  • 09.11.2024    VAA-Jahreskonferenz, Düsseldorf

Aktuelle Informationen zu den Terminen sowie den konkreten Durchführungsformaten finden sich unter www.vaa.de, auf der Mitgliederplattform MeinVAA unter mein.vaa.de und auf der Website des Führungskräfte Instituts (FKI) unter www.fki-online.de.

Vorschau auf die Ausgabe August 2024

  • Spezial: Naturwissenschaften im Museum
  • VAA: Umfrage zur Befindlichkeit
  • Management: Interview zu positiver Führung

Impressum

Verlag: Verband angestellter Akademiker und lei­tender Angestellter der chemischen Industrie e. V., Mohrenstraße 11 – 17, 50670 Köln, Tel. +49 221 160010, Fax +49 221 160016, info@vaa.dewww.vaa.de. Der Bezug des VAA Magazins ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. 
Chefredaktion: Timur Slapke.
Redaktion: Christoph Janik, Ursula Statz-Kriegel, Simone Leuschner (Bild- und Spezialredaktion).
Redaktion ULA Nachrichten: Klaus Bernhard Hofmann, Ludger Ramme, Michael Schweizer (verantwortlicher Redakteur).
Schlussredaktion: Timur Slapke.
Korrektorat: Timur Slapke, Ursula Statz-Kriegel.
Redaktionsbeirat: Stephan Gilow, Dr. Birgit Schwab. 
Anzeigen: Ursula Statz-Kriegel, redaktion@remove-this.vaa.de (VAA); Rohat Akarcay, r.akarcay@remove-this.koellen.de (Köllen Druck+Verlag). Es gilt die Anzeigenpreisliste vom November 2023.
Druckauflage: 24.000; Erscheinungsweise: sechsmal jährlich.
Gestaltung und Layout: Ina Brocksieper.
Druck: Köllen Druck+Verlag, Bonn-Buschdorf.
In namentlich gekennzeichneten Gastbeiträgen und Leserbriefen geäußerte Ansichten geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Gleiches gilt für dem VAA Magazin beigelegte Werbebroschüren. 
Im VAA Magazin werden nach Möglichkeit diskriminierungssensible Formulierungen verwendet. Aus Gründen der Lesbarkeit kommt in Ausnahmefällen das generische Maskulinum zum Einsatz. Damit sind jedoch grundsätzlich alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten gemeint.