Kommentar von Roland Angst

Für die Brücke!

Kommentar von Roland Angst

Für die Brücke!

Wer noch nicht begriffen hat, wie eminent politisch der Strom- und Energiemarkt ist, der sollte nach Frankreich schauen. Flapsig formuliert: Ordnungspolitik heißt, wenn‘s für die heimische Industrie „in Ordnung“ ist. Mag man mögen oder nicht: Je geopolitischer die Zeiten, desto weniger scheinen sie „ordnungspolitisch“ zu sein. Bedeutet das den Untergang des marktwirtschaftlichen Abendlands? Natürlich nicht. Aber ein fundamentaler Mentalitätswandel über das, was Zeitenwende auf den Gebieten von Industriepolitik bedeutet, ist nötig. Dies gilt insbesondere für die Grundstoffindustrie. Deren ernste Situation ist bis heute nicht im Bewusstsein der Bundespolitik angekommen. Man scheint nicht zu verstehen oder nicht verstehen zu wollen, dass nicht nur eine Ursache, sondern ein toxischer Cocktail von verschiedenen Gründen für die Malaise verantwortlich ist: dramatisch hohe Energiekosten, überbordende Regulierung, lange Genehmigungsverfahren und fehlende Fachkräfte. Dazu eine Energiepolitik, welche die Basis der zu Verfügung stehenden Energieerzeugung politisch gewollt verkleinert, statt sie breit aufzustellen. So kommt es nun zu sinkenden Umsätze und niedrigeren Erwartungen. Für die Chemieproduktion wird 2023 ein Minus von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr und ein Umsatzrückgang von 14 Prozent prognostiziert. Alle Indikatoren sanken. Insgesamt fällt Deutschland im Wettbewerb um Investitionen immer weiter zurück.

Um diesen Trend zu drehen, benötigt die Chemie- und Pharmabranche zunächst einen Bewusstseinswandel der Politik – und Taten. Es geht darum, zu verstehen, dass der Trend zur Deindustrialisierung kein Selbstläufer ist. Man kann ihn mit guter Industriepolitik aufhalten, die einen Brückenstrompreis, ein Belastungsmoratorium für die Wirtschaft und die Bekämpfung des Fachkräftemangels beinhaltet. Darüber hinaus ist ein Verständnis der Abhängigkeit der energieintensiven Industrien von den Energiekosten nötig. Kritiker, die den Wünschen nach einem Industriestrompreis eine Absage erteilen, verkennen die systemrelevante Bedeutung hoher Energiepreise für den Erfolg des Industriestandorts Deutschland insgesamt. Und zu diesem Erfolg trägt die chemisch-pharmazeutische Industrie maßgeblich bei. USA und Frankreich verstehen das. In Frankreich wird Kritik an der staatlich garantierten Unterstützung für niedrige Energiepreise als ein „Überschreiten der roten Linie“ betrachtet. Jeder Regierung, links wie rechts, ist die Bedeutung der Energiekosten für die Attraktivität des Standorts bewusst. Gleiches gilt für die USA. Es wird Zeit, dass auch die deutsche Bundesregierung den Blick auf die internationalen Rahmenbedingungen richtet, in denen sich der Wettbewerb für die deutsche Industrie entscheidet. Und daraus lernt.

Treffen des ULA-Beirats

Treffen des ULA-Beirats

Die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz (KI) auf die Arbeitswelt und die Führung waren Thema der jüngsten Sitzung des Beirates der ULA (im Bild), der im Vorfeld der ULA-Mixed-Leadership-Veranstaltung am 14. September 2023 in der Bonner Konzernzentrale der Deutschen Telekom zusammenkam. Als Gastredner gab Jan Hofmann, Top Program Lead AI des Unternehmens, einen Einblick in die heutigen und künftigen Anwendungsfelder Künstlicher Intelligenz. Was dies für die ULA als Stimme für Leistung und Verantwortung bedeutet, wurde im Anschluss mit Prof. Theresa Treffers, Prof. Guido Möllering, Prof. Manuela Rousseau und Prof. Jürgen Weibler sowie ULA-Präsident Roland Angst, dem 2. VAA-Vorsitzenden Christoph Gürtler, ULA-Verbandsdirektor Ludger Ramme und ULA-Hauptgeschäftsführer Michael Schweizer diskutiert. Wichtige Aspekte waren die möglichen Chancen von KI sowie die Risiken autoritärer Führung und des „Erkennens“ als Kernfähigkeit.

Gespräch der AG Diversity

Am 28. August 2023 haben sich die Mitglieder der ULA-AG Diversity im Café des Literaturhauses in Berlin zum sommerlichen Austausch getroffen. Auf der Tagesordnung standen aktuelle Themen in Bezug auf Diversity. Insbesondere wurde über die Benutzung von KI und der sich durch KI ergebenden Chancen und Herausforderungen diskutiert. Das neue Selbstbestimmungsgesetz und verschiedene Formen der Diskriminierung in der Arbeitswelt wie zum Beispiel Altersdiskriminierung waren ebenso Themen der Gesprächsrunde. Abschließend berichtete Frank Janßen, Vorstand Diversity des Völklinger Kreises, aus der aktuellen Diversity-Studie des Verbandes.

ULA-Mixed-Leadership-Konferenz in Bonn

Fachkräftemangel durch Vielfalt begegnen

Gemeinsam mit der Deutschen Telekom AG hat die ULA Mitte September 2023 die 6. ULA-Mixed-Leadership-Konferenz durchgeführt. Über 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus vielen Branchen haben sich in Bonn versammelt, um sich in mehreren Themenblöcken mit unterschiedlichen Wegen zu befassen, das gesamte Potenzial talentierter Beschäftigter zu heben. Bereits seit 2012 suchen männliche und weibliche Führungskräfte im Rahmen des Mixed-Leadership-Formats gemeinsam und auf Augenhöhe nach Wegen in eine vielfältigere und menschlichere Arbeitswelt.

Deutschland hat ein demografisches Problem: Seit Mitte der 1960er Jahre reicht die Zahl der Geburten nicht aus, um die Sterbefälle der Bevölkerung auszugleichen. Dramatisch und für die Unternehmen zunehmend belastend wird die Situation allerdings erst durch den Umstand, dass die sehr geburtenstarken Jahrgänge 1955 bis 1965, die sogenannten Babyboomer, seit einigen Jahren in größeren Zahlen in Rente gehen. Die frei werdenden Stellen können nicht vollständig nachbesetzt werden. Der Trend wird sich in den kommenden Jahren beschleunigen. Er kann nicht durch den Zuzug von ausländischen Arbeitskräften allein aufgefangen werden. Bereits heute besteht ein Fachkräftemangel insbesondere im Handwerk, in der Pflege sowie in IT- und  Techberufen. Der Volkswirtschaft entstehen durch diese Umstände entgangene Gewinne in Milliardenhöhe. Das kann sich Deutschland nicht länger leisten. Öffentliche Hand, Unternehmen und gesellschaftliche Kräfte sind aufgerufen, gemeinsam mehr zu tun, um alle Potenziale auf dem Arbeitsmarkt zu heben.

Das Verständnis der ULA beschränkt den Begriff Vielfalt beziehungsweise Diversity nicht nur auf die im EU-Grundrechtekatalog genannten Dimensionen Gender, Alter, Behinderung, Religion, sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität sowie Ethnie, sondern umfasst auch fachliche und soziale Vielfalt, Bildungshintergründe, Voll- und Teilzeit sowie unterschiedliche Lebensmodelle. Doch was können insbesondere Führungskräfte in den Unternehmen tun, um mehr Menschen zu motivieren, eine erfüllende Beschäftigung aufzunehmen? Denn es ist nicht nur die Aufgabe von HR, die Vorteile des Unternehmens herauszustellen und auf Jobbörsen oder über private oder öffentliche Vermittler Arbeitskräfte anzuwerben. Führungskräfte sehen in der Wahrnehmung ihrer eigenen Verantwortung sowie in überzeugenden Maßnahmen zur Stärkung von Vielfalt und Inklusion am Arbeitsplatz einen wichtigen Beitrag, den aktuellen Fachkräftemangel in Deutschland zu mildern.

„Wir brauchen als Führungskräfte künftig mehr Glaubwürdigkeit in unserer Führungsrolle“, sagte der Präsident des Deutschen Führungskräfteverbands ULA Roland Angst bei der Eröffnung der Konferenz. „Wir haben daher die Pflicht, Vielfalt und Inklusion tatsächlich im Berufsalltag zu leben. Dann vertrauen uns auch mehr Menschen ihre Leistungsbereitschaft an und arbeiten gern in unseren Teams in den Unternehmen. Junge Nachwuchskräfte werden in Zeiten des Fachkräftemangels gar nicht erst bei einem Unternehmen anheuern, in dem eine Diskrepanz zwischen den Hochglanzbroschüren von HR und dem tatsächlichen Verhalten der Vorgesetzten besteht.“

Dass Diversity für die Lösung des Fachkräftemangels eine Rolle spiele, bestätigte Birgit Bohle, Arbeitsdirektorin und Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom AG, in ihrer Keynote. „Der Fachkräftemangel, besonders der in unserer IT-Branche, treibt uns alle aus guten Gründen um. Weil er die notwendige digitale Transformation unserer Wirtschaft insgesamt behindert.“ Es bestehe also dringender Handlungsbedarf bei Unternehmen, in der Bildung und in der Politik. Vielfalt könne dabei ein wirksamer Hebel von vielen sein, um den Arbeitsmarkt globaler, interdisziplinärer und inklusiver zu machen. „Dennoch genügt es nicht allein, diverse Teams einzustellen. Vielmehr geht es darum, ob Menschen sich bei uns im Konzern wirklich wohlfühlen, ihr volles Potenzial entfalten und damit erfolgreich sind. Für sich selbst und fürs Unternehmen.“

Auch Matthias Heidmeier, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, forderte in seiner Ansprache, alle Möglichkeiten zu nutzen, um Fachkräfte im Land zu halten, diese weiter zu qualifizieren und für offene Stellen zu interessieren. Eine vertrauensvolle Unternehmenskultur und die Wertschätzung von Vielfalt sei als Motivation, eine Stelle anzutreten, häufig unterschätzt worden. Hier seien die Unternehmen gefordert. Aber auch die Politik müsse ihren Beitrag leisten. Mit der ressortübergreifenden „Fachkräfteoffensive NRW“ wolle die Landesregierung Maßnahmen zur Fachkräftesicherung bündeln, die eng an den Bedürfnissen der Beschäftigten und der Betriebe ausgerichtet seien. Das heiße, sie müssten die Vielfältigkeit der Regionen und der Menschen hierzulande widerspiegeln. „Nur im Schulterschluss wird es gelingen, unser Land moderner, digitaler und nachhaltiger zu machen.“

Den Impuls aus Sicht der Arbeitgeber setzte Christina Ramb, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Sie betonte, dass Vielfalt und Inklusion bereits heute in vielen Unternehmen gelebt werden. „Vielfalt ist eine wesentliche Grundlage für Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Talentmanagement.“ Bei der Verankerung von Vielfalt in der Unternehmenskultur seien die Führungskräfte gefordert. Sie seien Vorbild und Schlüssel zu einer glaubwürdigen und nachhaltigen Vielfalt im Betrieb.

Alle Bilder und weitere Informationen zum Programm finden sich unter www.ula.de/ula-mixed-leadership-konferenz-2023.

Von Carl zu Caroline

Von Carl zu Caroline

Zu den Highlights des Tages gehörte die digitale Präsentation von Caroline Farberger, die als Carl Farberger geboren wurde. Die aus Stockholm stammende Wirtschaftsingenieurin absolvierte eine Bilderbuchkarriere mit Stationen bei McKinsey, einem Investmentunternehmen und in der Versicherungsbranche. Mit 50 Jahren war sie als CEO von Schwedens größtem Versicherungskonzern ganz oben angekommen und entschied sich nach langer Vorbereitung, ihre Identität von Carl zu Caroline zu ändern. In ihrem persönlichen Impulsvortrag erklärte sie die Herausforderungen von Frauen in einer „Männerwelt“, die sie vorher als Mann nicht nachvollziehen konnte und nun ebendiese auch meistern müsse. Eindrucksvoll waren außerdem ihre Schilderungen, dass Frauen- und Männernetzwerke in der Arbeitswelt immer noch ganz unterschiedlich funktionieren und was sie gern für die Zukunft ändern möchte.

Kabinettsbeschluss der Ampelkoalition

Kein Elterngeld für Kinder von Leistungsträgern?

Einseitig zulasten von Eltern der bürgerlichen Mitte probt sich die Bundesregierung in Sparsamkeit: Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen) hatte im Rahmen der Sparvorschläge zum Bundeshaushalt 2024 eine Senkung der Einkommensgrenze für den Anspruch auf Elterngeld von 300.000 auf 150.000 Euro beim zu versteuernden Einkommen für Paare vorgeschlagen. Trotz des energischen Protestes weiter Kreise hat das Bundeskabinett dem Vorschlag am 16. August 2023 zugestimmt.

Die Auswirkungen dieser Maßnahme werden einschneidend sein. So errechnen wissenschaftliche Institute, dass bis zu 435.000 Paare betroffen sein können. Am Ende werden die Leidtragenden vor allem Frauen sein, da sie es immer noch sind, die in den meisten Fällen nach einer Geburt beruflich zurückstecken. Ohne das Ersatzeinkommen werden sie trotz guter Ausbildung und erster beruflicher Erfolge wieder zum „schwachen“ Geschlecht degradiert.

Gerade der Mittelstand, das heißt Experten, Akademiker sowie hoch qualifizierte Fach- und Führungskräfte, werden vornehmlich in deutschen Ballungszentren mit hohen Mieten und überdurchschnittlichen Lebenshaltungskosten den Einkommensverlust des zweiten Gehaltes ohne das Elterngeld nicht auffangen können. Im Ergebnis wird es in dieser soziologischen Schicht wieder vermehrt zu Entscheidungen gegen Kinder oder das zweite Kind kommen.

Dies ist aus Sicht der ULA gesellschaftspolitisch eine Torheit: Gerade in der Mitte der Gesellschaft werden mehr Kinder gebraucht, nicht nur in sozial eher schwachen Bevölkerungsgruppen. Mit dieser Maßnahme werden gerade die jungen Leistungsträgerfamilien abgestraft: Sie sind die begehrten Fachkräfte und leisten gleichzeitig durch ihre Kinder die Basis für den Fortbestand der Generationensozialsysteme.

Nicht auszudenken, wenn diese Leistungsträgerinnen und Leistungsträger in Vermeidungsstrategien getrieben werden. Diese können in der Verweigerung des Kinderkriegens, in Auswanderung oder aber in einer Leistungsbeschränkung auf reine Teilzeit bestehen. Nicht wenige junge Menschen könnten auf die Idee kommen, ihr Einkommen durch Teilzeitmodelle leicht unterhalb der nun beschlossenen Grenzen zu fixieren und erst nach der Elterngeldphase mit der Karriere durchzustarten. 

Der Widerstand in der Bevölkerung ist erheblich: So wurde unter anderem der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages angerufen. Am 9. Oktober 2023 soll in diesem Gremium eine öffentliche Anhörung stattfinden. Ob das Gesetzgebungsverfahren im Bundestag noch aufgehalten werden kann, hängt davon, wie sehr es gelingt, die Abgeordneten aller Fraktionen gegen die Regierungspläne in Stellung zu bringen. Daher ruft die ULA die Mitglieder der ULA-Verbände dazu auf, aktiv auf ihre jeweiligen Wahlkreisabgeordneten zuzugehen und eine Kurskorrektur zu fordern.

Pro und contra

Industriestrom: Wie bauen wir die Brücke?

In Deutschland ist Strom so teuer wie nie zuvor. Die hohen Preise stellen energieintensive Unternehmen vor große Herausforderungen, da sie den internationalen Standortwettbewerb verschärfen und Investitionen in treibhausgasneutrale Technologien verhindern. Hierzu haben die ULA Nachrichten zwei führende Köpfe aus der Politik um ihre Einschätzung gebeten, wie in der aktuellen Situation eine den Industriestandort erhaltende und Arbeitsplätze sichernde Lösung aussehen kann.

Dr. Lukas Köhler, Stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion:

Grüne und SPD schlagen vor, einen subventionierten Industriestrompreis für manche Branchen einzuführen. Die Ratio: Strom ist in Deutschland vorübergehend zu teuer, was die Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. Bis die Energiewende ihn billig macht, braucht es eine Brücke. Wir Liberale lehnen diese Idee ab. Wieso? Zunächst ist die Prämisse falsch: Ein Industriestrompreis verlangsamt nämlich die Energiewende. Er bedeutet weniger Effizienz und Anreize für den Zubau preisdämpfender Erneuerbarer Energien in Eigenregie oder über Direktlieferverträge. Eine Brücke ist nur so stark wie das Fundament, auf dem sie steht. Hinzu kommt, dass die Kosten der Stromversorgung durch höhere Nachfrage und geringere Flexibilität der subventionierten Industrie für alle Verbraucher steigen. Auch ist ein solcher Preis inhärent unfair: Alle, die nicht in seinen Genuss kommen, zahlen die enormen Kosten über ihre Steuern und müssen unter Umständen sogar noch empfindliche Wettbewerbsnachteile fürchten. Die FDP schlägt daher vor, die Stromsteuer so weit wie möglich zu reduzieren sowie den Spitzenausgleich zu verlängern. Außerdem wollen wir mit dem „Eigenstrom-PPA“ ein spezielles Instrument schaffen, mit dem Industriebetriebe einen Direktliefervertrag mit einem Erneuerbaren-Anlagenbetreiber abschließen können. Der Strombezug wird dabei wie selbst erzeugter und verbrauchter Strom behandelt, sodass die gängigen Steuern, Abgaben und Umlagen entfallen. Dadurch wollen wir allen Unternehmen Zugang zu günstigem Grünstrom verschaffen – und so nicht zuletzt die Energiewende beschleunigen, statt sie zu auszubremsen. Ergänzend müssen wir den Wirtschaftsstandort Deutschland durch weniger Steuern und Bürokratie stärken. Unsere Vorschläge dazu liegen vor.

Dr. Ingrid Nestle (Bündnis 90/Die Grünen) ist Mitglied im Ausschuss für Klimaschutz und Energie des Deutschen Bundestages und Stellvertretende Vorsitzende im Beirat der Bundesnetzagentur:

Das Problem mit den hohen Energiepreisen ist auf unsere starke Abhängigkeit vom fossilen Gas zurückzuführen. Putins Lieferstopp hat die Preise rasant nach oben getrieben. Hier kann der Brückenstrompreis befristet Abhilfe schaffen. Die wirtschaftlich beste Lösung für die Energieversorgung der Industrie ist erneuerbarer Strom, der inzwischen viel günstiger ist als fossiler oder Atomstrom. Aber er ist noch nicht genügend vorhanden. Deshalb brauchen wir den Industriestrompreis als Brücke, bis der bezahlbare erneuerbare Strom ausreichend verfügbar ist. Wir fördern nicht einfach alte Industrien, sondern den Übergang zur Lösung, zum wichtigsten Energieträger der Zukunft. Hinzu kommt: Wir wollen die Grundstoffindustrie in Europa halten. Abhängigkeiten wie beim russischen Gas sollten wir nicht wiederholen. Die Grundstoffindustrie ist das Fundament für viele Teile der Wirtschaft und für die Versorgung der Bevölkerung mit wichtigen Gütern. Sicherheit hat ihren Preis. Das Konzept von Minister Habeck ist sehr intelligent, erhält Anreize für Energieeffizienz, Anreize zeitlich flexibel auf die Verfügbarkeit von Wind und Sonne zu reagieren und für den Einstieg in eigene Erneuerbaren-Projekte. Es unterscheidet nicht zwischen großen und kleinen Unternehmen, sondern nur zwischen Branchen. Die kleinen und mittleren Unternehmen haben wir in der Ampel als allererstes unterstützt: durch die Abschaffung der EEG-Umlage und bessere Möglichkeiten, ihren Strom selbst zu erzeugen. Ich begrüße, dass Minister Lindner den von ihm selbst gestrichenen Spitzenausgleich wieder einführen möchte. Aber das ist kein Ersatz für eine wirklich zielgerichtete Unterstützung.

Zukunftsfinanzierungsgesetz

Wichtige Weichenstellung für Mitarbeiterkapitalbeteiligungen

Mitte August 2023 hat das Bundeskabinett dem Entwurf des Zukunftsfinanzierungsgesetzes zugestimmt. Diese Entscheidung begrüßt der Deutsche Führungskräfteverband ULA. „Die Anhebung des steuerlichen Freibetrags für Mitarbeiterkapitalbeteiligungen von 1.440 Euro auf 5.000 Euro pro Jahr ist ein wirklicher Durchbruch“, erklärt ULA-Präsident Roland Angst. „Damit kommt die Ampelkoalition unserer langjährigen Kernforderung nach, endlich ein im europäischen Vergleich wettbewerbsfähiges Niveau bei der Beteiligung der Mitarbeiter zu ermöglichen.“

Wer am Risiko und Erfolg seines Unternehmens beteiligt sei, betont ULA-Präsident Angst, sei mit mehr Engagement dabei. „Als Stimme für Leistung und Verantwortung unterstützen wir die langfristig angelegte stärkere Teilhabe der Arbeitnehmer an der Entwicklung der Unternehmen, auch wenn es um diese gerade nicht gut steht.“

Aus den vielen Gesprächen mit den Sprecherausschüssen der leitenden Angestellten weiß die ULA, dass viele Unternehmen schon die bisherigen Spielräume nicht vollumfänglich ausschöpfen. Angst führt fort: „Damit die Mitarbeiterbeteiligung für breite Schichten einen wesentlichen Beitrag zur Vermögensbildung und Altersvorsorge leisten kann, ist aber entscheidend, dass die Unternehmen mitziehen.“ Daher sei es besonders erfreulich, dass der Freibetrag künftig auch durch Umwandlung von Arbeitsentgelt bis zu 2.000 Euro im Jahr ausgeschöpft werden kann.

Für die notwendige Planungssicherheit der Unternehmen ist es nach Meinung des Deutschen Führungskräfteverbandes ULA erforderlich, das Vorhaben zeitnah und wie geplant noch im Herbst zu verabschieden – sowohl im Bundestag als auch im Bundesrat. Die ULA wird die anstehenden Beratungen für die Führungskräfte begleiten.

Aktuelle Seminare

Mehr Kompetenz fördert Karriere

Für Fach- und Führungskräfte bietet das Führungskräfte Institut (FKI) zahlreiche maßgeschneiderte Weiterbildungsseminare an. Die ULA Nachrichten stellen eine kleine Auswahl vor. Informationen zur Anmeldung gibt es auf www.fki-online.de.

Prozesse und Menschen zum Erfolg führen
13. Oktober 2023 – Webseminar – anderthalb Stunden
Wie schaffen Menschen es, effektiver und angenehmer zusammenzuarbeiten? In diesem Seminarpaket erläutert Zach Davis, Vortragsredner und Experte für Zeitintelligenz, wie man Absprachen klar kommuniziert, Missverständnisse vermeidet, Erwartungen effizient managt und mit „Pappenheimern“ im Arbeitsumfeld umgeht.

Abfindungen effizient gestalten
24. Oktober 2023 – Webseminar – zwei Stunden

Verlassen Beschäftigte und Führungskräfte ihr Unternehmen gegen Zahlung einer Abfindung, können sie durch die richtige Gestaltung hohe Steuerersparnisse erzielen. In diesem Seminar erläutern Rechtsanwalt Gerhard Kronisch, Finanzexpertin Marion Lamberty und Steuerberater Lutz Runte die wichtigsten Grundlagen.

Selbstführung – der Schlüssel zu mehr Erfolg
25. Oktober 2023 – Webseminar – drei Stunden
Durch effektive Selbstführung können Fach- und Führungskräfte erfolgreicher und zufriedener werden. Denn wer das eigene Potenzial kennt und zur Entfaltung bringt, treibt die eigene Karriere voran. Management Coach Carsten Grund hilft dabei, sich selbst besser kennenzulernen, und erläutert Selbstführungsmodelle für die Praxis.

Vorschau der ULA-Termine

Im Laufe des Jahres 2023 führt der Deutsche Führungskräfteverband ULA Veranstaltungen zu verschiedenen Themen aus Politik, Wirtschaft und Arbeit durch, die für Führungskräfte und Mitglieder der ULA-Verbände relevant sind. Auch 2024 werden die ULA-Veranstaltungsreihen fortgesetzt.

ULA-Arbeitsgruppe Diversity
mit Dr. Katharina Schiederig (Merck KGaA)
Datum: 9. Oktober 2023
Uhrzeit: 15:00 bis 17:00 Uhr
Ort: digital

ULA-Mixed-Leadership-Konferenz
Datum: 15. September 2023
Uhrzeit: 10:00 bis 16:00 Uhr
Ort: Bonn

ULA-Führungskräfte-Dialog
mit der International Coaching Federation
Datum: 12. Oktober 2023
Uhrzeit: 17:00 bis 18:00 Uhr
Ort: digital

ULA-Politik-Dialog
mit Maik Außendorf (MdB Bündnis 90/Die Grünen)
Datum: 24. Oktober 2023
Uhrzeit: 17:00 bis 18:00 Uhr
Ort: digital

ULA-Führungskräftetag
Datum: 13. Juni 2024
Ort: Berlin

Alle Informationen zu den Veranstaltungen und zur Anmeldung sind unter www.ula.de zu finden.