Editorial von Stephan Gilow
Neue Perspektiven für die Zukunft schaffen
Mittlerweile hat sich auch in der breiteren öffentlichen Diskussion herumgesprochen, was der VAA gemeinsam mit seinen Sozial- und Branchenpartnern schon seit längerer Zeit beteuert: Im Vergleich zur Situation vor Corona und vor Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine befindet sich der Industriestandort Deutschland in einem geradezu erbärmlichen Zustand. Und die existenzielle Krise in der Chemie, einer der Schlüsselindustrien der deutschen Wirtschaft, verschärft sich immer weiter. Genau dies belegt eine neue Umfrage zu den Zukunftsaussichten des Standorts, die der VAA zusammen mit der DECHEMA durchgeführt hat. Dazu gibt es auf Seite 26 eine Auswertung. Klar geht daraus hervor: Wenn es weitergeht wie bisher, mangelt es bald an elementaren Perspektiven.
Gleichzeitig gehen in der Hitze der Diskussion manchmal auch positive Dinge unter, wie der 2. VAA-Vorsitzende Dr. Christoph Gürtler kürzlich herausgestellt hat. Denn hierzulande bestehe nach wie vor eine hervorragende Infrastruktur sowohl für die chemische Produktion als auch für Forschung und Entwicklung, ganz zu schweigen von der immer noch herausragenden Ausbildung für den Branchennachwuchs. Es sind also genug Möglichkeiten vorhanden, nach denen sich andere Chemieregionen der Welt sehnen würden. Und genau an dieser Stelle gelte es, betont Gürtler, den Vorteil unternehmerisch auszuspielen und in diesen Schatz zu investieren. Doch dafür, und damit schließt sich der Kreis wieder unter einem wolkenverhangenen Himmel, sollte die Politik endlich die nötigen Rahmenbedingungen für Energie- und Planungssicherheit wiederherstellen.
Ausbaufähige, aber nach wie vor gute Forschungsbedingungen gibt es beispielsweise für die medizinische Forschung und die Pharmaindustrie. Letztere steht zurzeit etwas im Schatten der Chemie, ist aber von der Krise nicht in gleichem Maße betroffen. Mit vereinten Kräften tüfteln Industrie und Wissenschaft kontinuierlich daran, Fortschritte in der Behandlung von Krankheiten zu erzielen. Dazu gehören auch sogenannte Volkskrankheiten. Diese sind allgemein bekannt, laufen jedoch oft unterhalb des medialen Radars. Mit einer dieser Erkrankungen – Diabetes – beschäftigt sich das Spezial auf den Seiten sechs bis 17. Der Artikel zeigt sowohl die komplexe Realität der Krankheit als auch die neuen Perspektiven, die sich durch moderne Forschung eröffnen. Und genau diese Zukunftsperspektiven brauchen kontinuierliche Investitionen und ein innovationsorientiertes Standortklima, ob in Pharma oder Chemie.